Resektion eines Blasendivertikels / von Prof. Dr. Czerny.
- Czerny, V. (Vinzenz), 1842-1916.
- Date:
- [1897]
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Credit: Resektion eines Blasendivertikels / von Prof. Dr. Czerny. Source: Wellcome Collection.
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![liaft. Nach der Palpation ein heftiger Schinerzanfall, wie solclie sclion inelirinals aufgetreten waren. Stuhlgang angehalten. Die Dlase steht hand- breit über der Symphyse. Der üi'in wird nach dem Bade in kleinen Mengen unter Schmerzen spontan gelassen, riecht stark ammoniakaliscli, ist trübe und enthält viel Eiweiss, keinen Zucker, kein Blut. Das Sediment besteht aus zerfallenem Detritus von Eiter und Blasenepithelien, Kiy- stallen von Tripelphosphaten, harnsaurem Natron und Ammoniak, ver- einzelten i-oten Blutkörperchen, massenhaft Bakterien, keine Tuberkelba- cillen. Mit N 61 a 10 n - Katheter wird nach Ueberwindung eines Hindernisses in der P. membranacea 225 ccm stark stinkenden trüben Urins entleert, ohne dass jedoch die Dämpfung über der Symphyse ganz verschwindet. Die zurückbleibende Eesistenz ist sehr schmerzhaft bei der Palpation. Durch tägliche Spülungen [der Blase wird die Empfindlichkeit geringer. ]\Ian fühlt dann links von der Blasengegend einen kinderfaustgrossen Tu- mor; wenn man die Blase mit dem Katheter entleert hat, so fängt der Urin bei Druck auf den Tumor wieder zu fliessen an und riecht ganz abscheulich. Der Pat. ist lieberfrei, muss aber alle Stunden in stark vor- gebeugter Stellung unter heftigen Schmerzen urinieren, da sich die Menge durch reichliche Flüssigkeitszufuhr auf 2500 cm täglich gesteigert hat. Der Eiweissgehalt beträgt l,57oo. — Von einer Cystoskopie wurde abge- sehen, weil die Blase nicht i’ein zu waschen war und weil Pat. sehr em- pfindlich war. Da die Wahrscheinlichkeitsdiagnose aiif einen Blasenstein in einem links- seitigen Blasendivertikel gestellt wurde, wurde am 19. I. nach nochmaliger Untersuchung in Narkose die Epicystotomie zum Zwecke der Blasen- drainage und genauer Exploration ausgeführt. Extraperitoneale Eröffnung der Blase durch den Medianschnitt über der Symphyse. Die Blasenwand war IV2 cm dick und sehr derb. Der Blasengrund war fingerförmig gegen den Nabel verlängert und nach vorne und rechts verdrängt durch ein kleinfaustgrosses Divertikel, in welches man durch eine üngerweite Oeffnung in der Gegend der linken Uretermündung gelangte. Der Eingang in diese Höhle wird durch radienförmig zusammenfliessende Schleimhaut- falten gebildet und der eingeführte Finger wie durcli einen Sphinkter um- schlossen. Die Höhle füllt das kleine Becken ziemlich aus und ist von dem nach links verdrängten Mastdarm und der Kreuzbeinhöhlung durch eine derbe Wand getrennt; sie ist mit epidermisierter Schleimhaut aus- gekleidet und enthält talgartige Epidermismassen und jauchigen Urin. Die übrige Blasenschleimhaut ist stark hyperämisch und gewulstet, aber sonst normal. Beide Höhlen wurden ausgewaschen, mit Jodoformgaze tam- poniert und jede für sich durch ein Gummirohr drainiert. Die anatomische Diagnose lautete nun: Die stark er- weiterte Blase nach oben und rechts verdrängt durch ein g r 0 s s e s e p i d e r m i s i e 1' t e s D i V e r t i k e 1, welches vielleicht der linken Uretermündung entspricht.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22458128_0006.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)