Untersuchungen über die Möller-Barlow'sche krankheit / von J. Schoedel, und C. Nauwerck.

  • Schoedel, J. (Johannes), 1873-
Date:
1900
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Credit: Untersuchungen über die Möller-Barlow'sche krankheit / von J. Schoedel, und C. Nauwerck. Source: Wellcome Collection.

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    Es geht aus dieser kurzen Uebersicht schon hervor, wie wohl überdacht diese beiden MÖLLER'schen Arbeiten waren, und so ist es auch nicht zu verwundern, dass sie zunächst jahrelang nachhaltigen Ein- fluss ausübten. Die casuistischen Veröffentlichungen, welche sich in den nächsten beiden Jahrzehnten, in Deutschland wenigstens, den Königs- berger Fällen anschlössen, zeugten jedenfalls von gleicher Auffassung dieser Krankheit, so z. B. die Arbeiten von Bohn (11), Förster (29), Steiner (121), Senator (114), Fürst (33) und Weihl (133). Erst Anfang der 70. Jahre begann man das Wesen der Krankheit nicht mehr in einem acuten Einsetzen bzw. in einer schnell eintretenden Exacerbation der Rhachitis zu suchen. Die Arbeiten von Ingerslev (49) und Jalland (52) brachten einen Gesichtspunkt zur Sprache, der zwar auch von Möller (75) schon bedacht, der aber alsbald von ihm zurück- gewiesen worden war. Unter den Titeln: „Ein Fall von Scorbut bei einem Kinde und „Scorbut bei einem 10 Monate alten Kinde be- schrieben diese Beiden Krankheitsbilder, die sich vollkommen mit der MÖLLER'schen Schilderung von der acuten Rhachitis deckten. Die Engländer folgten alsbald beinahe ausnahmslos ihrem Landsmanne Jalland auf dieses Gebiet. Nur eine englische Beobachtung weicht vollkommen von dieser Ansicht ab, und auch diese blieb nicht ohne Correctur, und auch sie wurde später zu einem „kindlichen Scorbut gestempelt; so nämlich bezeichneten die extremsten Gegner der alten MÖLLER'schen Ansicht die sogenannte acute Rhachitis. Die fragliche Arbeit enthält schon in ihrem Titel die Meinung ihres Verfassers: Th. Smith (115), Hämorrhagische Periostitis an den Diaphysen verschiedener Röhrenknochen, verbunden mit Epiphysenlösungen. Ich bemerkte, dass diese Auffassung als einer entzündlichen Periosterkrankung nicht von Bestand war. Kein anderer als Barlow selbst hatte ihm nämlich den Ausdruck „Hämorrhagische Periostitis vorgeschlagen, und als Barlow (6) im Jahre 1883 seine Arbeit über kindlichen Scorbut erscheinen Hess, führt er als ersten seiner Sections- befunde diesen SMiTH'schen Fall an und macht bei dieser Gelegenheit seine frühere Meinungsäusserung wieder rückgängig. Wenn auch die Beurtheilung der Krankheit durch Smith eine irrthümliche war, so ist doch seine Arbeit werthvoll: sie enthält die erste umfassende Schil- derung der grob anatomischen Befunde. Die Engländer, so wurde oben angegeben, folgten in der Haupt- sache den Fuss8tapfen Jalland's. Allein die rhachitischen Wachsthums- störungen traten doch häufig genug bei den beobachteten Fällen derartig in die Erscheinung, dass sie nicht wegzuleugnen waren, und so suchte man vielfach zunächst durch eine Combination von Scorbut und Rhachitis das Gesammtbild zu erklären. Der eifrigste Verfechter dieser Ansicht war Cheadle (21). Dass Scorbut im Kindesalter vorkommen könne, hatte er schon im Jahre 1872 geäussert, als er Fälle dieser Krankheit bekannt gab, die jugendliche Personen im Alter von 4—18 Jahren be-