Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch.

  • Koch, Wilhelm.
Date:
1886
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Credit: Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch. Source: Wellcome Collection.

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    §.102. Desinfection. Beispiele dafür, dass geringfügige, an ge- wisse Höfe und Ställe gebundene Gruppenerkrankungen an Milzbrand durch Erneuerung der Stallschüttungen, durch Vernichtung des inficirten Futters und Schliessung verdächtiger Brunnen und Tränken alsbald zum Verschwinden gebracht wurden, sind in den früheren Abschnitten enthalten. Nach dem über die Aetiologie des Milzbrandes Gesagten erscheinen diese Massregeln und die rationalistische Desinfection der in solchen Oertlichkeiten vorhandenen Stallgeräthschaften, Geschirre, Eimer, Stallpfosten, Thüren und Wände selbstverständlich. Welche Mittel zu diesem Zwecke den Vorzug verdienen, geht aus dem Capi- tel über Desinfection und Antiseptik hervor. §. 103. Beseitigung der Cadaver. Weiter hat die Prophy- laxe die gefahrlose Beseitigung der Milzbrandcadaver und der milz- brandigen Abfälle ins Auge zu fassen. Die gesetzlichen Vorschriften verlangen in dieser Richtung ent- weder die Verbrennung oder die Einscharrung der Cadaver und gleicherzeit die Vernichtung der aus den Körperöffnungen oder aus Sectionsschnitten ausströmenden Massen. Es ist z. B. Instruction des deutschen Bundesrathes, das Fell der Cadaver, wenn die Ver- brennung derselben unmöglich ist, mehrfach zu zerschneiden und die Schnittfurchen mit roher Carbolsäure, Theer oder Petroleum zu be- giessen. Die Verscharrung hat so zu geschehen, dass eine 1 Meter dicke Erdschichte die Leichentheile deckt. Weideplätze dürfen zu diesem Zweck nicht benützt werden; auch sollen die Gruben mindestens 30 Meter abseits vom Wege liegen. Nach Robert Koch [2] würden im mittleren Deutschland wenig- stens die Bedingungen für Sporenbildung selbst in einer mässigen Tiefe des Bodens nur an sehr vereinzelten Stellen und nur während einer sehr kurzen Zeit im Jahre vorhanden sein. Demnach müssten diese Vorschriften über die Inhumation als unter gewöhnlichen Ver- hältnissen zu strenge, -in seltenen Ausnahmefällen als nicht scrupulös genug beurtheilt werden. Ausserdem berücksichtigen sie nicht die bisweilen vorkommenden, als Depots für abgegangene Thiere ohne Weiteres ausnutzbaren Oertlichkeiten, wie z. B. etwa 10 M. tiefe Gruben, in welchen in Anbetracht ihrer niedrigen Temperatur, nament- lich wenn gleicherzeit Wasser vorhanden ist, das Fortkommen der Milzbrandkeime ebenfalls sehr unwahrscheinlich ist. Die Vernichtung der gefallenen Thiere durch Feuer ist heutzu- tage in den meisten Gegenden zu kostspielig. Gewisse Gefahren ergeben sich endlich auch daraus, dass beim Fortschaffen und Be- graben der gefallenen Thiere meistens ganz ungeübte Leute thätig sind. Und so , würde sich vielleicht der Versuch mit einem von Reclam [3] bekannt gegebenen Verfahren empfehlen, welches die Beseitigung der Thierleichen ohne hygienische Nachtheile und ohne Belastung der Gemeindekassen bezweckt. Ein durchaus geschultes Personal besorgt in besonders hergerichteten Wagen die Abfuhr der Thierleichen nach Kunstdüngerfabriken und gleicherzeit die ge- naueste Desinfection der Oertlichkeiten, auf welchen die Cadaver lagen. Die Thiere kommen dann gefünftheilt in grosse eiserne Re- torten und werden mit Dampf bei 2^/2—3 Atmosphären Druck inner-