Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch.

  • Koch, Wilhelm.
Date:
1886
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Credit: Milzbrand und Rauschbrand / bearbeitet von Wilhelm Koch. Source: Wellcome Collection.

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    §. 7. Reaction des Nährbodens. Wenn^ wie bereits an- gedeutet wurde ^ zur Production virulenten Milzbrandmaterials ein neutraler oder schwach alkalischer Nährboden sich am geeignet- sten erweist^ so ist damit noch nicht gesagt^ dass ein geringer Säuregehalt des Nährmediums jede Entwickelung unseres Bacillus überhaupt unmöglich macht. Chamberland und Roux [32] haben sporenhaltiges Milzbrandmaterial durch 2 bis 14 Tage in ver- dünnter Schwefelsäure (2:100 Wasser) bei 35 ^ C. belassen. Proben davon, welche nach 2 Tagen auf alkalische Kälberbouillon verimpft und weitergezüchtet wurden^ tödteten sicher Meerschweinchen, wäh- rend das 14 Tage lang mit der Säure behandelte Material nur noch einige wenige unter zahlreichen geimpften Meerschweinchen zu Grunde richtete. Ein angesäuertes Nährmedium würde demnach nicht die Form und die FortpflanzuDg der Milzbrandbacillen, wohl aber deren pathogene Eigenschaften beeinflussen. §. 8. Sauerstoff. Ausser günstig gemischten, neutral oder schwach alkalisch reagirenden Nährstoffen bedarf der Milzbrandbacillus zur vollen Entwickelung durchaus des Sauerstoffes, er ist im Sinne Pasteur's ein wahres Aerobion [27—30]. Milzbrandiges Blut, welches in zugeschmolzenen sterilisirten Glasröhren bewahrt wird, verliert seine ansteckenden Eigenschaften in 7 — 8 Tagen [28] und selbst ein so ausgezeichneter Nährboden, wie Humor aqueus, lässt es zur Entwickelung der Bacillen nicht kommen, wenn die Glaskammern, in denen er enthalten ist, zugekittet werden [27]. Durch Kohlensäure konnte Szpilmann Milzbrandbacillen innerhalb 24 Stunden vernichten im Gegensatz aber zu gewöhnlichen Fäulniss- bacillen auch in reinem Ozon zu kräftiger Entwickelung bringen. Nach Robert Koch kommt es im Innern des noch nicht zerlegten, vom Fell umkleideten Cadavers niemals zur Sporenbildung, weil der hier vorhandene Sauerstoff in zu geringen Mengen vorhanden, resp. für andere Zwecke verbraucht wird. Demgemäss würde ein mässiger Sauerstoffvorrath nur eine theilweise Entwickelung der Milzbrand- bacillen ermöglichen [27]. §. 9. Temperatur. Als günstigste Temperaturen für den Milz- brandbacillus werden wir diejenigen zu bezeichnen haben, bei denen er, die übrigen Nährbedingungen als zweckentsprechend vorausgesetzt, am schnellsten wächst, pathogen bleibt und gleicherzeit Sporen treibt. Nach Robert Koch ist das der Fall bei einer Temperatur von 35^ C. Dann haben sich in den üppig auswachsenden Fäden schon nach 20 Stunden vollkommene Sporen entwickelt. Bei 30 ^ C. treten die Sporen nach etwa 30 Stunden auf, bei 18 — 20^ C, also bei Zimmer- temperatur, erst nach 2^2—3 Tagen. Temperaturen unter 18^ C. lassen es nur ausnahmsweise zur Sporenbildung kommen, unter 12^ C. pflegen auch die sporenfreien Fäden nicht mehr recht vorwärts zu kommen. Dasselbe ist der Fall, wenn sie Temperaturen von über 40^ C. ausgesetzt werden, bei 45 <^ C. aber pflegt ihr Wachsthum ganz aufzuhören. Doch werden sie nach Davaine und E. Grawitz [40] erst bei längerer Einwirkung von -j-55 ^ C. ertödtet. Perron- cito [43] sah sie in Temperaturen von 48—50 ^C. nach 25-—30 Mi-