Grundriss einer Histochemie der pflanzlichen Genussmittel / von Hans Molisch.

Molisch, Hans, 1856-1937.

Date:: 1891

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Credit: Grundriss einer Histochemie der pflanzlichen Genussmittel / von Hans Molisch. Source: Wellcome Collection.

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Seit langer Zeit machte sich der Mensch gewisse Objecte aus dem Pflanzenreiche zu eigen, die ihm als Nahrungs- und Genussmittel dieneu. Auffallenderweise befinden sich unter den letzteren zumeist solche, die sich durch chemisch oder physiologisch interessante Körper auszeichnen. Nahezu alle Genussmittel beanspruchen im Gegensätze zu den Nahrungs- mitteln, welche meist allgemein verbreitete Körper bergen, wie Stärke, Fett, Protein und deren Histochemie im Wesentlichen bekannt ist, eben ihrer spezifischen chemischen Zusammensetzung wegen unser erhöhtes Interesse. Producte von solcher für den Haushalt und die Medizin ein- schneidenden Wichtigkeit, die meist seit uralter Zeit im Gebrauche stehen und allem Anscheine nach noch in ferner Zukunft dem allge- meinen Menschenwohle zu dienen haben werden, sollen nach jeder Rich- tung hin untersucht und gekannt sein. Aus den angedeuteten Gründen habe ich es, um eiue vorhandene Lücke auszufüllen, versucht, die Histochemie der wichtigsten cellulären Genussmittel aus dem Pflanzenreiche zu studieren. Mit welchen Schwierig- keiten ich hiebei zu kämpfen hatte, geht wohl — und dies möge man bei def- Beurtheilung dieses kleinen Werkes wohl bedenken — schon aus der Thatsache hervor, dass ich mich nur auf wenige Vorarbeiten stützen konnte und dass ich in vielen Fällen die passenden Methoden, welche einen sicheren Nachweis gewisser Stoffe direct unterm Mikroskop ge- statten, erst selbst auffinden musste. Trotz vielfacher Bemühungen wollte mir dies nicht immer gelingen und daher bleibt noch manche wichtige Frage ungelöst. Die Ver- theilung des Theins im Theeblatt, der Sitz des Nicotins im Tabak- blatte und noch vieles Andere liess sich in Anbetracht der noch un- genügenden Methode derzeit nicht feststellen. Ein Vorwurf kann meiner Schrift nicht daraus erwachsen, da Niemand für den jeweiligen Stand einer Wissenschaft verantwortlich gemacht werden darf. Darum habe ich da, wo die Methode im Stiche liess, dies hervorgehoben, um mich und Andere vor Irrthümern zu bewahren. Der lebende Organismus besitzt die merkwürdige Fähigkeit, die verschiedenen von ihm erzeugten Stoffe an ganz bestimmten Stellen zu deponieren. Die Localisation der Assimilate gehört zu den interessantesten, keineswegs durch die Osmose erklärbaren Erscheinungen der Lebewesen. Sie erstreckt sich nicht bloss auf die verschiedenen Organe und deren Gewebe, sondern auf die Zelle selbst. Denn schon hier liegt nicht ein gleichmässiges Gemisch verschiedener Substanzen vor, sondern vielen davon ist bereits in dem mikroskopisch kleinen Raume ein bestimmter Platz angewiesen. Sobald die Zelle stirbt, hört die Localisation theil- weise oder gänzlich auf, die Substanzen des Zellsaftes und des Proto- plasmas durchdringen sich in Folge der geänderten Permeabilität des letzteren gegenseitig, Flüssigkeiten und darin gelöste Substanzen ver- mögen in die benachbarten Zellen und Gewebe einzutreten und beim Zusammentreffen mit anderen Stoffen zur Bildung neuer Verbindungen Veranlassung zu geben. Daher unterscheidet sich die Histo- chemie eines lebenden Pflanzentheils oft in wesent- lichen Punkten von der des todten. Hiefür ein Beispiel. Die in unseren Gärten allgemein cultivirte Composite, Ageratum mexi- canum Sims., enthält, solange sie lebt, kein freies Cumarin, erfriert die Pflanze oder vertrocknet sie, kurz, stirbt sie ab, dann erzeugt sie in ihrem Inneren Cumarin und duftet intensiv danach, während sie