Die Luftröhrenschnitt bei Schusswunden : ein Beitrag zur Kriegschirurgie / von Dr. Lotzbeck.
- Lotzbeck, C.
- Date:
- 1873
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Credit: Die Luftröhrenschnitt bei Schusswunden : ein Beitrag zur Kriegschirurgie / von Dr. Lotzbeck. Source: Wellcome Collection.
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![Müucben verbracht, in welchem derselbe bis zum 20. Januar 1872 verblieb. Hier machte derselbe im December unter heftigen fieberhaften Sjnnptomen die Blattern in bedeutendem Grade durch. (Da im Münchner Militairlazarethe zu jener Zeit und schon länger vorher kein Blatternkranker sich befand, so lag die An- nahme nahe, dass W. noch von Frankreich her inficirt war — allerdings eine lauge Incubationsperiode). Auf die Wunde am Halse und auf die mit derselben im Zusammenhänge stehenden Erscheinungen hatte die Krankheit keine Einwirkung. Bei der Entlassung des Kranken aus dem Spitale war folgender Befund zu coustatiren: Die früheren Wunden am Halse sind mit zarten , dünnen, kaum bemerklichen Narben, welche den unterliegenden Theilen nur wenig adhäriren, geheilt. Die in den Kehlkopf führende Fistelötfnuug klafft nach der Grösse der Canule, welche Patient trägt; wenn dieselbe entfernt ist, hat die Oeflfnung das Bestreben sich äusserst rasch zu verkleinern und zusammeuzuzieheu. In diesem Verhältnisse treten dann Athmungsbeschwerden auf, welche sich rasch bis zur Athemnoth steigern, wenn die Röhre nicht bald wieder eingelegt wird. Dieselbe wird daher auch fast immerwährend getragen und nur behufs der Reinigung auf kurze Zeit entfernt. Bei zugehaltener Wunde, wenn die Canule herausgenommen ist, spricht Patient mit klangloser, jedoch verständlicher Stimme. Hält man die Oeflfnung möglichst auseinander und sieht man unter künstlicher Beleuchtung in dieselbe, so gewahrt man die rothen, geschwellten unteren Stimmbänder, auch von Oben her mittelst des Kehlkopfsspiegels werden die wulstigen, stark inji- cirten Ligamenta thyreo-arytaenoidea gesehen. Der Kehldeckel erscheint dicker, starrer, weniger beweglich, geröthet. Das Schlucken aller Speisen — wenn dieselben erweicht sind — geschieht jedoch leicht und ohne Beschwerden; das Allgemeinbefinden ist vorzüglich, der Mann wieder kräftig und stark geworden. Derselbe wird mit der Canule entlassen, welche derselben eingezogenen Nachrichten ohne Belästigung trägt (November 1872). Einen ähnlichen Verletzungsfall, der jedoch ohne Ein- legung einer Röhre zur Heilung kam, beschreibt Hennen [1. c. S. 387.]](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22350767_0063.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)