Desinfectionslehre; zum praktischen Gebrauch auf kritischer und experimenteller Grundlage bearb / [Albrecht Ludwig Agathon Wernich].

  • Albrecht Ludwig Agathon Wernicke
Date:
1882
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Credit: Desinfectionslehre; zum praktischen Gebrauch auf kritischer und experimenteller Grundlage bearb / [Albrecht Ludwig Agathon Wernich]. Source: Wellcome Collection.

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    Dampfkessel der Locomotive versehen sein, um auch den W asser- dampf für Desinfectionsohjecte ausnützen zu können, welche eine solche Behandlung ertragen (Desi nfections Waggons). Als Prüfungsobject für die sporentödtende Kraft all’ dieser Vor- richtungen schlug ich schon damals (wie bereits Seite 290 erwähnt) den Bacillus subtilis aus dem Heuaufguss vor: „Wenn man durch die Kraft des Apparates die Abtödtung der im Zeuge oder in der Watte aufgenommenen Sporen dieses Bacillus erreicht, wird man mit weit grösserer Wahrscheinlichkeit, als nach Proben an allen sonstigen Formen, an die Abtödtung auch der Krankheitskeime glauben dürfen.u Denn über die Wahrscheinlichkeit und die Analogie kommen wir leider bei diesen Bemühungen nicht hinaus, da wir keine allezeit zuverlässige Pi e a c t i o n auf die vorhandene oder erloschene Infections- fähigkeit der Effecten besitzen, als die Ansteckung neuer Menschen. Diese Lücke in den Desinfectionsbeweisen lässt deshalb auch noch immer die Erhöhung der Sicherheit durch Methoden erstreben, welche die D e s i n f e c t i o n s k r a f t der Hitze ergänzen sollen. Man würde den Hinweis Than-Fodor's auf die unterstützende Wirkung der Carboisäuredämpfe aus diesem Grunde mit Freuden begrüssen, wenn nicht das Hervorbringen der Carboiverdunstung höchst energische Wärmequellen und eine recht complicirte Technik voraussetzte, wie aus den Versuchen von Schotte und Gärtner (Viertel]ahrschr. f. öff. Gesundheitspfl. XII, pag. 337 ff.) klar hervorgellt. Aus diesem Grunde bringe ich die so schätzenswerthen Experimente dieser Forscher gerade in diesem Zusammenhänge zur näheren Kenntnis- nahme. Sie experimentirten mit dem an Bakterienformen reichen faulenden Fleischaufguss, mit dem Bilgewasser der Schiffe und faulem Urin. Mit diesen Flüssigkeiten wurde P a st e ur-B erg m ann’sclie Nährlösung (aus Zucker 10, weinsaurem Ammoniak 05, phosphorsaurem Kali OT auf 100 Wasser) von neu- traler oder schwach alkalischer Reaction unter bakterioskopisclien Cautelen inficirt und so die Bakterien gezüchtet. Diese sehr bakterienreichen Flüssig- keiten wurden zum Theil selbst direct für die Versuche benutzt, zum Theil wurden mit denselben Streifen von Wollenstoff“ (wie er für Matrosenkleider benutzt wird) getränkt, dann getrocknet und in diesem trocknen Zustande, sowie nach wieder erfolgter Befeuchtung den Versuchen unterworfen. Die Ver- suche wurden in einer Kellerstube von bestimmtem Rauminhalt angestellt, bei einer Temperatur von 16° C. Die Luft des Raumes war mit Wasserdünsten ganz oder nahezu gesättigt. Eine flache Schale mit der bakterien- haltigen Flüssigkeit in 1 Mm. hoher Schicht wurde auf dem Boden, bei einigen Versuchen unter einem Schrank , eine zweite aut ein Regal in 2 Meter Höhe über dem Boden, bei einigen Versuchen innerhalb eines Schrankes mit halbgeschlossener Thür aufgestellt. Die Fl an eil streifen (trockene und feuchte) wurden in der Hohe von 1*5 Meter über dem Boden an Schnüren autgehäugt. Die Verdunstung der Carbolsäure erfolgte in einem emaillirten Koch- topf, welcher mit Gas erhitzt wurde. Zur Entwickelung schwefeliger Säure wurde Stangenschwefel in gewogenen Quantitäten inÖFussHöhe über dem Fussboden auf geeigneter Unterlage verbrannt. Bei grösseren Quantitäten verbrannte nicht alles, und es wurde der unverbrannt gebliebene Schwefel alsdann zurückgewogen. Fenster und Thiiren des Raumes wurden durch be- sondere Vorkehrungen während der Dampfentwickelung dicht geschlossen. Um die Wirkung der Desinfection zu prüfen, wurden die Versuchsobjecte anfangs mikroskopisch geprüft, jedoch zeigte sich bald, dass Bewegung oder Bewegungs- losigkeit der in ihnen oder an ihnen befindlichen Bakterien kein sicheres Cri- terium für Leben oder erfolgte Abtödtung derselben war, und es wurden deshalb