Desinfectionslehre; zum praktischen Gebrauch auf kritischer und experimenteller Grundlage bearb / [Albrecht Ludwig Agathon Wernich].

  • Albrecht Ludwig Agathon Wernicke
Date:
1882
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Credit: Desinfectionslehre; zum praktischen Gebrauch auf kritischer und experimenteller Grundlage bearb / [Albrecht Ludwig Agathon Wernich]. Source: Wellcome Collection.

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    nicht mehr leicht in Schwierigkeiten gerathen, wenn auch An- griffspunkte irgend welcher Art für die Anhänger der Spontan- zeugung stets übrig bleiben werden. Cohn lehrte (Bot. Ztg. 1871, Nr. 51 — Eidam, Standpunkt der Mykologie, II. Auf!., p. 199) ftir das Verhältnis der Fäulniss- processe zu den Luftkeimen folgende Versuchsanordnung, die ich in seinem Laboratorium als durchaus probehaltig kennen gelernt habe. Wenn man Würfel von hartgekochtem Eiweiss in Kölbchen bringt, dieselben mit destillirtem Wasser übergiesst und dann bis 100° C. erhitzt, so tritt, wenn der Hals der Kölbchen unmittelbar nach dem Erhitzen zugeschmolzen wird, auch nach Monaten nicht die mindeste Bakterienentwicklung oder Fäulniss des Eiweisses ein. (Auch ein Erhitzen auf 80° genügt, um diesen Zweck zu erreichen, obgleich sich dann auf der sonst klaren Flüssigkeit etwas Penicilliummycel bilden kann.) Werden jedoch die Eiweisswürfel mit ungekochtem gewöhn- lichem Wasser übergossen, so bemerkt man, wie sich in diesem anfangs klaren und durchsichtigen Gemenge um die Eiweissstlicke eine trübe, wolkenähnliche Hülle von Bakterien bildet, welche rasch an Grösse zunimmt, allmälig in dem umgebenden Wasser emporsteigt und sich zuletzt in demselben yertheilt, wodurch eine milchige Trübung hervor- gerufen wird. Gleichzeitig erkennt man, wie das feste Eiweiss in den Bakterienströmen zu einer schmierigen Substanz sich verflüssigt, endlich vollständig sich löst und so die Ernährung und Vermehrung der Bakterien vermittelt. Auch die von F. Cohn zur Widerlegung der Abiogenesis in gekochten Heuinfusen, wie sie Ch. B a s t i a n behauptete, angestellten, sowie eine Reihe der bei Erläuterung der bakterioskopischen Methode (s. spec. Theil) anzuführenden Versuche kann Verfasser — aus reich- licher Eigenerfahrung damit — zur Klärung der Hauptfrage empfehlen. Von besonderem Werthe war nun eine bereits angedeutete Aeusserung Liebig’s (Annalen der Chemie und Pharmacie CLIII, 1 ff. — Roth und Lex, Handbuch der Militär-Ge- sundheitspflege, I, p. 484), welche zwar noch immer eine Gegnerschaft, gleichzeitig aber doch eine grosse Annäherung an die Pasteur ’schen Thatsachen ausdrückte. Seine Auffassung über die Bedeutung der pflanzlichen Organismen für die Er- scheinung der Gährung geht hiernach dahin, dass „nur durch die Vermittlung jener ein Albuminat und Zucker in der Flüssigkeit, worin sich der Hefepilz entwickelt, zu der eigen- thümlichen Verbindung oder, wenn man will, in der losen Form vorübergehend zusammentreten können, in welcher allein sie als Bestandtheil des Pilzes eine Wirkung auf Zucker äussern“. Dieser Ausspruch, der Darstellung von Pasteur gegenüber gehalten (Ann. de cliim. et phys. 3. Serie LVIII, 325. -- Roth und Lex, 1. c. p. 485), welche darauf hinauskommt, die Bildung von Alkohol, Kohlensäure, Bernstein- säure, Glycerin als einen „der Hefe eigenthümlichen. physiolo- gischen Act, als den eigentlichen Ausdruck ihrer Lebensthätig-