Die Ätiologie der Milzbrand-Krankheit, begründet auf die Entwicklungsgeschichte des Bacillus Anthracis (1876) / Robert Koch ; eingeleitet von M. Ficker.
- Robert Koch
- Date:
- 1910
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Credit: Die Ätiologie der Milzbrand-Krankheit, begründet auf die Entwicklungsgeschichte des Bacillus Anthracis (1876) / Robert Koch ; eingeleitet von M. Ficker. Source: Wellcome Collection.
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![laufender Einschnitt in die Haut des Schwanzwurzelrückens gemacht und ein möglichst kleines Tröpfchen der bazillen- haltigen Flüssigkeit [280] in die kleine Wunde gebracht werden kann. In dieser Weise ausgeführte Impfungen, welche ich in großer Zahl gemacht habe, hatten ausnahmslos ein positives Resultat, sobald ganz frische Milzbrandsubstanzen angewandt | wurden; und ich glaube deswegen eine derartige Impfung, je i nach ihrem Erfolg, als ein sicheres Reagens auf das Leben | oder Abgestorbensein der Bazillen ansehen zu können: eine An- sicht, welche durch andere, später zu erwähnende Versuche als | richtig erwiesen wird. Teils nun, um immer mit frischem Material versehen zu sein, teils aber auch um zu prüfen, ob nicht nach einer be- | stimmten Zahl von Generationen die Bazillen in eine andere Form übergehen, wurden mehrere Male Mäuse in aufeinander- folgender Reihe geimpft, so daß ohne Unterbrechung die fol- gende Maus immer mit der Milzsubstanz der kurz vorher an Milzbrand gestorbenen infiziert wurde. Die längste dieser Reihen betrug zwanzig Mäuse, so daß also ebensoviele f Bazillengenerationen Vorlagen; aber bei sämtlichen Tieren ergab | sich derselbe Befund; immer war die Milz erheblich geschwollen und mit zahllosen Mengen von glashellen Stäbchen gefüllt, welche geringe Größendifferenzen hatten, unbeweglich waren und keine Sporenbildung od. dgl. zeigten. Dieselben Ba- zillen fanden sich auch, aber bei weitem nicht so zahlreich als in der Milz, im Blute. Bei diesem Versuche hatten sich also durch viele Generationen aus wenigen Bazillen immer wieder bedeutende Massen ebenso gestalteter Individuen der- selben Art entwickelt und da man unter diesen neu entstan- denen Bazillen viele mit einer beginnenden Querteilung in ihrer Mitte, manche an dieser Stelle geknickte und noch andere unter | einem Winkel lose zusammenhängende erblickt, so läßt sich wohl eine andere Weise ihrer Vermehrung als durch Verlänge- ! rung und Querteilung, nachdem sie ungefähr die doppelte Länge | erreicht haben, kaum annehmen. Es dürfte aber auch nach i diesem Resultat schwerlich zu erwarten sein, daß durch noch längere Reihen von Impfungen eine Formveränderung der Ba- i zillen erreicht werden, oder daß man schließlich auf einen Ge- nerationswechsel derselben treffen könnte. Auch in dem der Impfstelle benachbarten serös infiltrierten Unterhautzellgewebe und in den nächsten Lymphdrüsen fand ich bei Kaninchen und](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28124546_0018.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)