Die Kur mit Obst (Trauben, Erdbeeren, Kirschen etc.), so wie mit Malzextrakt und Kräutersäften / von Dr Lersch.
- Bernhard Maximilian Lersch
- Date:
- 1869
Licence: Public Domain Mark
Credit: Die Kur mit Obst (Trauben, Erdbeeren, Kirschen etc.), so wie mit Malzextrakt und Kräutersäften / von Dr Lersch. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.
8/58 (page 4)
![hölzner mit süssen, wohlschmeckenden Trau- ben. Der weisse Räuschling (grand Mor- nain blanc?) mit graulich-weissen, grau duftigen, zartfleischigen, saftigen, dünnhäu- tigen Beeren ist in Baden u. der Pfalz ver- breitet; er reift früh. 8) Vit. vin. rhaetica, Välteliner oder Fleischtraube. Wird in Baden u. Würtem- berg gezogen, liefert aber nur in guten Jahren einen schönen Wein. Reift spät. Rispe diclit. Beeren hartfleischig, ungleich, oval, bläulich bereift, punktirt. Wir wollen nun etwas näher auf die an verschiedenen Gegenden kurvveise angewende- ten Trauben-Arten eingehen, obwohl wir es dabei nicht vermeiden können, ihre che- mischen u. physiologischen Eigenschaften, worüber erst nachher ausführlich gehandelt werden soll, zu berühren. Jedenfalls eignen sich zum kurmässigen Genüsse am besten saftige Trauben, die dünne Schalen u. wenige Kerne haben. „Hart- schalige, feste, fleischige Beeren machen beim wiederholten Genuss die Mundschleim- haut bei vielen Personen, besonders weib- lichen Geschlechtes, empfindlich u. veran- lassen wohl schmerzhafte Exkoriationen am Gaumen oder an der Zunge. Sehr kernreiche, kleinbeerige Trauben, wie z. B. die des Ahr- thales, zu geniessen, ist eine ermüdende An- strengung, wenn man der Kerne sich ent- ledigen will. Krahmer. Zu Dürckheim wird vorzugsweise die Sylvaner u. die Gutedel-Traube benutzt; soll energischer auf den Darmkanal gewirkt wer- den, so wird die „Elben oder Alben ge- nannte dünnhäutige, zartfleischige, wenig kräftig schmeckende Sorte mit erstem bei- den verbunden. Auch bei Halle gilt die grüne Sylvaner oder Elblinger Traube als besonders erörthend. Hu her lobt auch die Oesterreicher oder Gutedel-Trauben, obwolil, ja weil sie weniger süss u. aromatisch, als andere sind. Zu Grünberg wird vorzüglich der Gelbschönedel (chasselas blanc) benutzt, mit lockern, grossen Trauben, sehr grossen, schön gelb gefärbten, durchsichtigen, zart- schaligen, süssen, äusserst wohlschmecken- den Beeren; aber auch der blaue Schönedel (chasselas rouge), der sich wegen seiner sehr dünnen Schale, seines äusserst angenehmen Geschmackes u. ziemlich frühen Reifens em- pfiehlt; die dort gebaute aus Oesterreicli stammende Sylvaner Traube ist fast noch süsser als der Gelbschönedel u. besitzt ein sehr feines Arom, doch lassen sich die an- einander gedrängten Beeren nicht leicht ab- pflücken. Fenn er zog zur Kur die grosse, dünnschalige, saftstrotzende Kleinberger, die fast durchgängig in der Pfalz u. an der Bergstrasse gebaut wird, der kleinen Ries- lingbeere vor. Der Most der Rulander, Traminer u. schwarzen Burgunder Trauben soll nach vergleichenden Abwägungen auch in mittelguten Jahren recht gehaltreich und nicht solchen Schwankungen ausgesetzt sein, wie der Most der übrigen, namentlich der weissen Arten. Beda Weber in Tyrol em- pfahl die rothe Farnatschtraube, die saft- reichste u. am frühesten reife; die weissen Traubengattungen seien selten früh reif u. noch seltener besonders süss. J. Vogel widerlegte das Vorurtheil, dass dunkelfar- bige Trauben verstopfend wirken; er gab den dünnschaligen, welschen Rieslern und Portugesen entschieden den Vorzug. Von weissen Trauben pflanzt man im Waadtlande die Pendants oder Chasselas (besonders le vert et le roux) und die Non- Fendants (besonders la Blanchette und la Rougeasse, unter andern auch la Clairette [Riessling] u. Salvagnin blanc [Elben]); die Beeren der erstem haben eine durchschei- nende, weiche Haut, die beim Drucke sich spaltet, ohne den Saft ausfliessen zu lassen, das Fleisch ist fest, der Saft süss, aroma- tisch, der daraus bereitete Wein stark; diese Arten werden namentlich zwischen Lausanne u. Vevay angebaut. Die Non-fendants ha- ben dichtstehende Beeren, eine zarte Haut; beim Drucke fliesst der Saft am Anhaf- tungspunkte aus. Der aus diesen Trauben gewonnene Wein ist leicliter, feiner, parfü- mirter, als der aus den aufklaffenden Arten gewonnene. Die Volksbenennung' der letzten Arten (foireux, durchfällig) deutet einen grös- sern Gehaltan Säure an; wirklich fand Walz im Riesling mehr freie Weinsteinsäure, auch (was zufällig gewesen sein mag) etwas mehrZucker, als Herberger in 2 Sorten Chasselas; im Bourgignon noir war dieses Mehr an Säure aber unbedeutend. Jedenfalls kann ein grosser Reichthum an Säure die abführende Kraft der Trauben vermehren, wozu aber auch die Eigenschaften der, Trauben, welche die Re- sorption beschleunigen (geringes spezifisches Gewicht des Saftes, leichtes Ausfliessen des- selben aus den Zellen) etwas beitragen dürften. Vgl. weiter unten. In Brestenberg am Hallwyler See wer- den weisse Gutedel u. blaue Klävner, zu Scesaplana rothe Burgunder, weisse Velt- liner u. weisse Completer zur Kur benutzt. Weiteres bei den Trauben-Kurorten. Vgl. über die Traubensorten: einen Aus- zug in Falk's Arzneimittellehre (I, 1850) aus Babo u. Metzler die Wein- u. Tafel- trauben der deutschen Weinberge 1836 mit](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22304691_0010.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)