Medicinische psychologie : oder Physiologie der seele / von Rudolph Hermann Lotze.
- Lotze, Hermann, 1817-1881.
- Date:
- 1852
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Credit: Medicinische psychologie : oder Physiologie der seele / von Rudolph Hermann Lotze. Source: Wellcome Collection.
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![Stellungen, die 7a dem Keioie des Trauias hinzutreten; lebhaffcös» Andenken an geliebte Personen deutet Jeden entstehenden Eiii- drack auf ihre Schicksale; die herrsehende körperiiciie und gei- stige Stimmung bedingt die Heiterkeit oder den ängstlichen Cha- rac4er der Traumgefühle und mit ihnen weiierwirkend die Ent- wicklung der VorstelJangsAvelt. Und so, indem die entstandenen Bilder auf die Centralorgaue zurück ihren Eiunuss äusgern, ge- staltet sich der Traum zu immer ausgedehnteren VfsrsteUungsrei- hen. die in gleichem Masse an Intensität entweder abuclsmen uud im ruhigen Schlafe untergeben, oder zum voüigen Erwa- chen führen. 489. Ohne diese Entstebungsweise der Träume, für die es Keinen» an selbsteriebten Beispieien fehlt, weiter zu verfoJaen, haben wir vielmehr einige besonder*» Eigeuthüralichkei- ten derselben liervorzuheben, die tüv die .Oüdungsrtrt geistiger Störungen von Interesse sind. Die Ti aumvorstejldngca sind vor Allem sehr häu6g so lebhaft und intensiv; v/le die Efinuoruueea des Wachens äusserst selten. Nicht aliein sehen wir in Träu- men einen blendenden Lichtglanz xntä hören Töne mit einer Deutlichkeit, die wir in der v/achen ErmDerang nie wiükuhrhch erzeueen können, sondern auch zusammengesetzte Formen und EiaJgnisse, die wir nicht mehr als; unmitteibare subjective Em- pfindungen betrachten können, entwickeln sich vor uns hiO, der vollen Klarheit der wirkhclien Wahrnehmung. Man kann diese Wirkung auf die Beschranktheit des träumenden GedarAenganges rechnen, der iinunlerbrochen von der Mannigfaltigkeit äusserer Wahrnehmungen, die das Wachen herbeiführt, nur einen einzi- gen Anstoss verarbeitet, und durch ilm nur wenige Vorstellun- gen erwecken Issst, die dem Interesse der Seelo oder der Eigen- thümlichkeit jenes Eindruckes am nächsten entsprechen, und die deshalb auch in ungelvemmter Klarheit sich entwickeln können. Ich glaube jedoch, dass eine grössere Erregbarkeit der Cen- tralorgane für die Einflüsse des Torslellungsvedaufs h'^r noch ausserdem st^tttfindet, so dass eine einmal entstände] .; Bewegung dei- Seele sich leichter zu Visionen gestaltet, als im Wachen. Nicht immer kommt deshalb diese Deutlichkeil der Bilder vor; sie fehlt, wo Ermüdung der Gcntraiorgane vorhanden ist, ohne doch zur Aufregung der Erschöpfung gesteigert zu sein. Eine](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21064829_0604.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)