Die Gewerbeunfälle und Gewerbekrankheiten des Auges nebst Massnahmen zu deren Verhütung, mit besonderer Berücksichtigung der Arbeitschutzbrillen : Bearbeitet für die Rigaer Jubiläums-Austellung für Industrie und Gewerbe / von N. Cahn.
- Cahn, N.
- Date:
- 1901
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Credit: Die Gewerbeunfälle und Gewerbekrankheiten des Auges nebst Massnahmen zu deren Verhütung, mit besonderer Berücksichtigung der Arbeitschutzbrillen : Bearbeitet für die Rigaer Jubiläums-Austellung für Industrie und Gewerbe / von N. Cahn. Source: Wellcome Collection.
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![68 derselben oder 61°k kurzsichtig waren, und nur 10 Mann d. Ii. 7°/o übersichtig. Die Lithographen weisen gleichfalls 45_50o/o Kurzsichtiger auf. Der Mechanismus des Entstehens der Kurzsichtigkeit ist nach dem heutigen Stande der Wissenschaft etwa folgender. Unsere gewöhnliche Beschcäftigung, als Lesen, Schreiben u. dgl. verrichten wir in ca. 30 cm.; nach dieser Distanz müssen die Augen, vorausgesetzt dass beide in gleichem Masse am Sehact ])articipieren, gerichtet sein d. h. die Sehaxen müssen so con- vergieren, dass sie, genügend verlängert, sich im Fixations- puncte kreuzen würden. Um diese Convergenz hervorzurufen und für die ganze Dauer des deutlichen Sehens zu erhalten, ist eine gewisse Spannung der Augenmuskeln erforderlich, welche ihrerseits einen Druck auf den Augapfel ausübt. Dieser erleidet namentlich bei jugendlichen Individuen mit weichen Augenhüllen folgende Formverä.nderung: er wird durch die Spannung der seitlich auf ihn wirkenden Convergenzmuskeln in aequatorialer Eichtung abgeplattet und in der darauf senk- rechten sagittalen Kichtung verlängert. Das ist der Typus des kurzsichtigen Auges: eine im Vergleich zur Brechkraft der Medien zu lange Augenaxe. Mit dem Act der Convergenz ist synergisch die Thätigkeit der Accommodation innig verknüpft, wodurch einerseits die Notwendigkeit einer noch grösseren Annäherung des fixierten Objectes hervorgerufen wird und andererseits die Aderhaut, die das Auge ernährende Membran einer Dehnung und Zerrung unterworfen wird. So üben Accommodation und Convergenz, Hand in Hand gehend, ihre schädliche Wirkung auf das Auge aus, ein wahrer circulus vitiosus. Zu diesen beiden Factoren kommt als dritter im Bunde die Arbeitshyperämie hinzu, eine durch anhaltende Nahearbeit hervorgerufene Blutfülle des Auges, welcher nach Prof. Fick gar die Hauptrolle zukommt (4). Gestattet man den Augenmuskeln sich von Zeit zu Zeit zu erholen, sich zu entspannen, indem man in die Ferne blickt, dann tritt dank der Elasticität der Augenhäute alles gar bald wieder zur Norm zurück. Daher hat man in den Schulen schon lange für eine Beschränkung der Arbeit Sorge getragen, indem man zwischen die Lehrstunden '/^ stündige Erholungspausen einschalten Hess und durch Turnstunden, Gesangstunden etc. dem Auge Gelegenheit gab, sich zu entspannen.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21646016_0029.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)