Atlas der menschlichen Blutzellen / von Artur Pappenheim.

  • Pappenheim, Artur, 1870-1916 or 1917.
Date:
1905-1909
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Credit: Atlas der menschlichen Blutzellen / von Artur Pappenheim. Source: Wellcome Collection.

    95/660 (page 83)
    Fig. 51—65. Einkernig sind sie noch, aber Myelocyten sind es nicht mehr, stark polymorphe polynucleäre Leukocyten aber noch nicht. Auf die pathologische und prognostische Bedeutung dieser im nor- malen Blute fehlenden noch nicht ganz reifen Übergangszeiten hat jüngst Arneth das Augenmerk gerichtet. Wir sind ihnen bereits im Protot. 4 Fig. 7—10 Protot. 8 Fig. 9 und 17 begegnet. Ich würde vorschlagen, sie als ARNETHSche Zellen oder „Metamyelocyten“ zu bezeichnen. Schließlich wäre noch zu erwähnen, daß unser Fall keine Leukämie war, also nicht auf plastischer Wucherung des Knochenmarks oder des sonstigen lymphadenoiden Gewebsapparats beruhte. Sowohl das ganze klinische Bild wie die pathologische Anatomie sprechen dagegen. Aber auch wichtige hämatologische Gründe sprechen gegen gemischtzellige Leukämie und selbst atypische myeloleukämoide Pseudoleukämie. Abgesehen von der zu geringen Zahl der Leukocyten, die ja bloß gegen ausgesprochene Leukämie, aber nicht gegen etwaiges aleukämisches Vorstadium spricht, fehlten erstens Mastzellen, zweitens waren eosinophile Zellen nur wenig vorhanden, speziell eosinophile Myelo- cyten außerordentlich selten. (Die Eosinophilen weisen übrigens eine be- sondere Degeneration ihrer Körnung auf. Dieselbe war nicht gut dar- stellbar und erschien nur wie ein feiner Chagrin.) Weiter bestand eine überwiegende einseitige deutliche neutrophile Myelocytose und schließlich eine TÜRKsche Phlogocytose (Reizungszell- leukocytose, Plasmacytose, Plasmazeileukocytose). Somit ist schließlich selbst lymphadenoide medulläre Wucherung mit Reizungsmyelocytose ja sogar entzündliche medulläre Pseudoleukämie nicht gut anzunehmen, zu- mal bei derselben doch stets die lymphoiden Zellformen prävalieren und daneben gewöhnlich nur £-Myelocyten. nicht a-Myelocyten auftreten, ferner aber auch keine so ausgesprochene Polynucleose besteht, wie hier. Nein, es handelt sich auch hämatologisch, ebenso wie klinisch-ana- tomisch um eine bloße funktionelle (toxische?) Reizung entzündlicher Natur, nicht einen plastischen Geschwulstprozeß. Von den sehr ähnlichen Blutbildern der leukämischen und diesen verwandten atypischen leukämoiden Wucherungsprozessen wird im III. Teil des Atlasses gehandelt werden.