Griechische Zauberpapyri und das Gemeinde- und Dankgebet im I. Klemensbriefe / von Theodor Schermann.
- Schermann, Theodor, 1878-1922.
- Date:
- 1909
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Credit: Griechische Zauberpapyri und das Gemeinde- und Dankgebet im I. Klemensbriefe / von Theodor Schermann. Source: Wellcome Collection.
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![dem Magier, da er an sie appellierte, in besonders lebhaften Earben geschildert; daneben werden die in den Zauberpapyri angerufenen iiberirdischen AYesen, Gottheiten und Damonen, mit ausgesuchten Epitheta1 iiberhauft, welche teilweise im Ge- meindegebet I. Klem. 59 f. ein Gegenstiick finden. AYir wissen, daB die Zauberpapyri samtlich aus Agypten stammen, und zwar in ihrer jetzigen Gestalt aus dem 3.—4. Jahr- hundert. Selbstverstandlich sind in ihnen weit altere Stiicke aufgenommen und verarbeitet. Wir diirfen dies besonders fur diejenige Art von Gebeten, welche die Macht der Gottheit iiber das Universum und die Schonheit der Schopfung schildern, an- nehmen. Dieterich2 fand manche Anzeichen dafiir, daB die Schopfungsmythen der Zauberpapyri aus der Stoa stammen. Diese stark begriindete Yermutung findet durch Seneca eine neue Stiitze. In seinem Buch an Marcia3 laBt er die Seele vor der Geburt und nach dem Tode die Schonheit des ^oa/ro?, den wunderbaren Gang der Gestirne usw. erblicken; er schildert die AYunder der Yatur, deren Entstehen im christlichen Dank- gebet dem Demiurgos beigelegt wird. Daneben muB man aber bedenken, daB in Seneca hier der Philosoph der Stoa Poseidonios (c. 135—45 y. Chr.) spricht. Die Zauberpapyri mogen fiir ahn- liche Gebete ebenfalls von der Stoa4 profitiert haben. Ubrigens scheint diese hymnenartige Detailmalerei mit dem Lobpreis des AYeltenlenkers nicht zu den Seltenheiten der heidnischen Ge- betsliteratur gehort zu haben. Eine 5 precatio terrae matris und omnium herbarum, welche an Plautus und Terenz erinnert, ist ein lebendiges Zeugnis dafiir, ebenso die Art und Weise, wie x) Vgl. Scholie zu Homer Ilias VI, 305: olxeicog ds zoTg jtadrj/.iaoi ol svyofAEvoi roTg deolg xa sjctd'sxa noiovvxai. Siehe Konr. Ziegler, De preca- tionum apud Graecos formis quaestiones selectae. Vratislav. 1905, 53 A. 1. 2) Abraxas, Studien zur Religionsgeschichte des spateren Altertums. Leipzig 1891, 83 ff. 3) Dialog, lib. VI (ad Marciam de consolat. c. 18, 2f. ed. Emil Hermes, L. Ann. Senecae dial. libr. XII, Lipsiae 1905,176 Zeile 2). Vgl. R. Reitzen- stein, Poimandres, Leipzig 1904, 6. 254. Cfr. Seneca lib. XII (ad Helviam matrem de consolat. c. 8,6. ed. Hermes S. 350 Zeile 15 f.), C. Weyman, Analecta VI. Liturgisches aus Novatian und dem Martyrium der kappa- dokischen Drillinge in Histor. Jahrbuch der Gorresgesellschaft 1908, 579. 4) Vgl. Henr. Schmidt, Veteres philosophi quomodo iudicaverint de precibus [Religionsgeschicktl. Versuche und Vorarbeiten IV. Band 1. Heft] GieBen 1907, 25 ff. 5) Abgedruckt bei Rich. Heim, Incantamenta magica graeca-latina [Jahrbiicher fiir klassische Philologie XIX. Supplementband 1893] 504 f.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b30613309_0012.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)