Volume 9
Lehrbuch und Atlas der Histologie und mikroskopischen Anatomie des Menschen / von J. Sobotta.
- Johannes Sobotta
- Date:
- 1929
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Credit: Lehrbuch und Atlas der Histologie und mikroskopischen Anatomie des Menschen / von J. Sobotta. Source: Wellcome Collection.
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![recht verschiedene Gestalt haben. Auf Querschnitten von Sehnen erscheinen sie sternförmig, wobei die Ausläufer der „Sterne“ zu anastomosieren und dadurch die sekundären Sehnen- bündel gegeneinander abzugrenzen scheinen. In Wirklichkeit sind aber die Fortsätze der Seh- nenzellen dünne Platten, die sich in die Spalten zwischen die sekundären Bündel der kolla- genen Fasern der Sehne hineinerstrecken, ohne die entsprechenden Fortsätze der Nachbarzelle zu erreichen, so daß also die Fibrocyten der Sehne meist in keiner direkten Verbindung mit- einander stehen. Betrachtet man die Sehnenzellen von der Fläche, so sieht man, daß es sich um platte Ge- bilde handelt, die in ausgesprochener Weise in Längsreihen angeordnet sind, wobei nur ganz schmale Zwischenräume die aneinandergereihten Zellen trennen. Innerhalb der Reihe erkennt Fig. 10. Schema der Flügelsehnenzellen. Links zwei Zellen von der Fläche gesehen; rechts oben Kantenansicht einer Zelle; rechts unten Quer- schnittsbild. cyt = Cytoplasma (Haupiteil des Zelleibes) ft = (platte) Fortsätze der Zelle /(j = Flächenansicht dieser Fortsätze ft2 = Kantenansicht dieser Fortsätze /.• = Kern bzw. Kerne. fh cyt cyt » - r S < ; 1 1 L' j§ 1 fh !k ] / / V 1 fh -ft man, daß in zwei benachbarten Zellen die Kerne an den einander zugekehrten Polen der Zelle, also dicht benachbart liegen1). Die Gestalt k der Zellen ist bald eine rechteckige, bald mehr rhombisch- oder trapezförmige, bald fh , -< * 4 . auch unregelmäßigere. Der (gleichfalls platte) Kern zeigt keine wesentlichen Besonderheiten, fix dagegen verhält sich das Cytoplasma färbe- risch ausgesprochen basophil. Von der Kante (Profil) gesehen, erscheinen die Sehnen- zellen wegen ihrer geringen Dicke fast strichförmig. Bei Betrachtung der Zellen von der Fläche sieht man feine Linien über die Fläche der Zelle laufen (meist eine, sel- tener zwei); es ist das der Ausdruck der mehr oder weniger genau rechtwinkelig von der Fläche der Zelle ausgehenden Fortsätze; denn wenn eine solche Ranviersche Sehnenzelle aus den Schwanzsehnen von Maus oder Ratte sehr regelmäßig gestaltet ist, dann gehen von ihrem Zelleibe vier flügelartige, platte Fortsätze aus (daher auch wohl „Flügelsehnenzellen“ genannt), von denen zwei in der Ebene der Abplattung der Zelle liegen, die beiden anderen senkrecht zu dieser Ebene stehen; die letzteren sind es, die wie Striche über die Zellfläche ziehen, bei regelmäßiger Ausbildung der Zellform genau über deren Mitte. Selbstverständ- lich ist diese Regelmäßigkeit der Zellgestalt selten, besonders beim Menschen kommen recht unregelmäßige Formen von Sehnenzellen vor, die oft nur drei platte Fortsätze haben (oder mehr als vier). Natürlich liegen die Fortsätze auch nur selten in regelmäßigen, gleichgroßen Abständen; so läuft der „Strich“ oft nicht über die Mitte der Breite der Zelle, sondern mehr gegen die Kante hin. Dem Sehnengewebe — mitunter aber auch dem Charakter des geflechtartigen Binde- gewebes sich nähernd — schließen sich die fibrösen Häute ihrem Baue nach an, wie Apo- *) Man nimmt an, daß je zwei solcher benachbarter Zellen mit den nicht gegenüberstehenden Kernen durch Teilung einer Mutterzelle entstanden sind.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29821708_0009_0093.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)