Über Entzündung und Eiterung / Julius Cohnheim ; eingeleitet von Rudolf Beneke.
- Julius Friedrich Cohnheim
- Date:
- 1914
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Credit: Über Entzündung und Eiterung / Julius Cohnheim ; eingeleitet von Rudolf Beneke. Source: Wellcome Collection.
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![über die Möglichkeit der Fortbewegung von Lympbkörperchen in diesem Gewebe viel zu gesichert, um hier noch irgendwelcher Schwierigkeit Raum zu lassen; es bleibt vielmehr lediglich noch die einfache Lage platter Epithelien übrig, welche die innerste Fläche der Intima in Arterien und Venen überzieht, und der, nach der Untersuchung der letzten Jahre, ja auch die Kapillar- wand zugerechnet werden muß.^) Von den epithelialen Häuten, insbesondere den einschichtigen, haben uns aber die Arbeiten von Recklinghausen, Oedmanson u. a. ja auch gelehrt, daß sie keine kontinuierliche, geschlossene Membranen bilden, sondern daß sich in ihnen konstant rundliche oder mehr elliptische Oö- nungen. von ihnen sogenannte „Stomata“ vorfinden, von wechseln- der Zahl und verschiedener, ohne Zweifel auch nach bestimmten [53] physiologischen Zuständen schwankender Größe. Haß nun solche Stomata auch im Gefäßepithel vorhanden sind, darüber gibt die Injektion einer Silberlösung sogleich die vollste Ge- wißheit. Nach einer solchen Injektion, zu der ich mich, bei Fröschen wie bei Kaninchen mit dem besten Erfolge einer wäß- rigen Höllensteinlösung von pCt. Gehalt bediente, treten be- kanntlich im ganzen Gefäßsystem haarscharfe, regelmäßig mit- einander anastomosierende schwarze Linien auf, durch welche in Arterien, Kapillaren und Venen immer Felder abgegrenzt werden, in deren Mitte ein Epithelkern liegt. Diese Felder sind am schmälsten, dagegen relativ lang, daher ganz spindel- förmig auf der arteriellen Seite, sie sind breiter und etw’as kürzer, daher mehr rautenförmig, auf der venösen, überdies sind 1) Auf Grund einer großen Zahl -von Silberinjektionen der Gefäße von Fröschen und Kaninchen, die ich gelegentlich der in Rede stehenden Untersuchung ausgeführt, kann ich in diesem für meine ganze Auffassung prinzipiell wichtigen Punkte mich nur mit voller Überzeugung für die von Auerbach, Aeby u. a. verteidigte Lehre vom Bau der Kapillaren aussprechen. Selbstverständlich bin ich nicht gewillt, die Richtigkeit der Bilder in Zweifel zu ziehen, welche Stricker und Federn als Effekt der Silberinjektion (in den Wien. akad. Silzungsber. Math.-naturw. CI. Bd. LIII) beschrieben und abgebildet haben, und zwar um so weniger, als ich durch die Güte der Herren Verf. persönlich Gelegenheit gehabt habe, mich von der Treue der Zeichnungen zu überzeugen. Indes geht hieraus meiner Meinung nach nur hervor, daß durch Arg. nitr. in Ka- pillaren zwei verschiedene Liniensysteme zum Vorschein kommen können, eines, welches in Gestalt geschlängelter Fäden, wie es scheint, das Ge- fäß umwindet, und ein zweites, das einer epithelialen Kittsubstanz ent- spricht; es muß die Aufgabe weiterer Untersuchung sein, die Bedingungen ausfindig zu machen, unter denen das eine oder das andere der Systeme durch Silber kenntlich gemacht wird.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29007793_0063.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)