Über Entzündung und Eiterung / Julius Cohnheim ; eingeleitet von Rudolf Beneke.
- Julius Friedrich Cohnheim
- Date:
- 1914
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Credit: Über Entzündung und Eiterung / Julius Cohnheim ; eingeleitet von Rudolf Beneke. Source: Wellcome Collection.
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![stände, so wie die Massenansammlung der letzteren auf der freien Fläche des Gekröses, in der Peritonealhöhle, und wir werden hinfort keinen Anstand nehmen dürfen, diese gesamten Vorgänge als einfach entzündliche aufzufassen und zu bezeichnen. Ebensowenig würde ich zögern, für diese ins Gewebe infiltrierten und auf die Oberfläche exsudierten Zellen die unstreitig be- quemere und kurze Bezeichnung [63] von „Exsudat-oder Eiter- körperchen“ zu gebrauchen, wenn für einen solchen besonderen Namen jetzt noch ein Bedürfnis oder ein Motiv vorhanden wäre, nachdem sich die Identität der farblosen Blutkörper- chen mit ihnen noch in einem viel höheren Maße herausgestellt hat, als dieselbe schon vorher und seit lange von Virchow u. a. verteidigt worden ist. Selbstverständlich habe ich es nicht unversucht gelassen, die in vieler Beziehung bemerkenswerten Vorgänge, zu deren Be- obachtung das bloßgelegte Mesenterium des Frosches die Ge- legenheit geboten, auch an Säugetieren zu verifizieren. Ich benutzte zu dem Ende ganz junge Kaninchen und Kätzchen, welche ich 5, 6 Stunden lang durch Äther in vollständigster Narkose erhielt. Die Tierchen waren auf einem heizbaren Objekttisch gelagert, dessen Temperatur so viel es anging, auf 38—40® gehalten wurde; aus einer seitlichen Bauchwunde wur- den ihnen nun ein paar Dünndarmschlingen aus der Bauchhöhle hervorgeholt und das ausgebreitete Mesenterium in ähnlicher Weise, wie beim Frosch und unter Zusatz von Jodserum unters Mikroskop gebracht. Sehr bald tritt dann die Gefäßdilatation ein und nach vielleicht einigen Schwankungen auch die Ver- langsamung des Blutstromes. Weiterhin häufen sich nun, wie man besonders leicht an kleineren Gefäßen (nicht den radiär zum Darm sich erstreckenden, sondern solchen, welche annähernd parallel dem Ansätze des Gekröses gerade zwischen zwei radi- ären quer verlaufen) konstatieren kann, die farblosen Blutkörper- chen in der Eandschicht der Venen und auch Kapillaren an und kommen hier zur Ruhe; und wiederholt habe ich denn auch die beginnende Auswanderung aus beiden direkt beobachtet, ganz genau in derselben Weise wie beim Frosch, zuerst die kleine buckelartige Erhebung am äußeren Gefäßkontur, die größer und größer wurde, bis endlich komplette Körperchen nur noch mit langausgezogenem Stiel in der Gefäßwand fest- hafteten, und auch dieser sich später ablöste. Dies alles habe ich, wie gesagt, unter meinen Augen vor sich gehen sehen.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29007793_0073.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)