Praktische neurologie : für ärtze / von professor dr. M. Lewandowsky ... mit 20 textfiguren.
- Lewandowsky, M. (Max Heinrich), 1876-1918.
- Date:
- 1912
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Credit: Praktische neurologie : für ärtze / von professor dr. M. Lewandowsky ... mit 20 textfiguren. Source: Wellcome Collection.
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![Neuritis ischiadica Neuritis brachialis Neuritis facialis Prognose und der Mono- neuritiden meine Us können aber auch aus allgemeinen oder unbestimmten Ursachen Ursachen sich Neuritiden einzelner Nerven entwickeln. Es sind das genau die gleichen Ursachen, die bei der Neuralgie wirksam sind, die wir ja nur aus praktisch-klinischen Gründen von den Neuritiden getrennt haben. Der wirkliche Unterschied der Neuralgie von der Neuritis ist aber nur die Schwere der Erscheinungen, speziell das Vorkommen von dauernden Sensibilitätsausfällen, von atrophischen Lähmungen und Reflexano- malien. So sprechen wir nicht mehr von einer Ischias, sondern von einer Neuritis ischiadica, wenn wir eine hypästhetische Zone im Peroneusgebiet haben, oder der Achillessehnenreflex fehlt; so können bei einer Brachialneuritis die Muskeln des Armes und der Hand atrophisch werden etc. Zu den Mononeuritiden ohne sensible Erscheinungen gehört auch die gewöhnliche periphere Fazialislähmung (vgl. S. 30). Meist erscheint sie plötzlich ohne ersichtliche Ursache, man nennt sie dann rheumatisch, in einer Anzahl von Fällen hängt sie mit infektiösen Ohrenerkrankungen zusammen. Die Mononeuritiden stimmen in bezug auf die Therapie un- Therapie gefähr mit der Neuralgie überein und es ist auf das soeben Gesagte zu verweisen. Die Prognose ist naturgemäß etwas schlechter, die Heilung erst in längerer Zeit zu erwarten. Eine sehr günstige Prognose hat im allgemeinen die rheumatische Fazialislähmung. »Sie heilt mit wenigen Ausnahmen in 4—10 Wochen. Um etwas zu tun, kann man während dieser Zeit elektrisieren. Soweit ich urteilen kann, geht es ohne Elektrizität aber ebenso schnell, und die seltenen ungünstigen Fälle heilen auch mit Elektrizität nicht oder unvollkommen. Es kann hier auch zu einer Kontraktur der paretischen Gesichtsseite kommen, so daß auf den ersten Blick die gesunde Seite als paretisch erscheint. Poly- Die Polyneuritis ist entweder infektiösen oder toxischen Ätiologie Ursprungs. In manchen Fällen können wir die Ursache nicht ermitteln, sie werden dann häufig als „idiopathische“ Polyneuritis bezeichnet. In neuerer Zeit meint man, daß ein Teil dieser idiopathischen Fälle dem Virus der Hei ne - Medinschen Krankheit (vgl. diese) ihre Entstehung verdanken. Eine bei uns nur gelegentlich bei aus den Tropen heimkehrenden Personen gesehene Form der idiopathischen Polyneuritis ist ferner die epidemische oder endemische ,,Beri - Beri“. Auch die Lepra, die wir ja kaum mehr zu Gesicht bekommen, betrifft das Nerven- system in Form einer Polyneuritis. Für den Praktiker am wichtigsten sind 1. die sicherlich häufigste Form, die Alkoholpolyneuritis, 2. die postdiphtherische, 3. die durch Blei. Die Anamnese ist daher zunächst nach diesen drei Rich- tungen zu orientieren. Man entdeckt auf diese Weise dann manchmal, daß anscheinend harmlose Anginen doch wahrscheinlich Diphtherie gewesen sind. Erst wenn glaubwürdig diese drei Ursachen ausgeschlossen werden können, forsche man nach weiteren Ursachen. Als solche kommen Ursachen kejna]ie ape Infektionskrankheiten und ebenso die chemischen Intoxika- tionen in Betracht. Von den ersteren erwähne ich septische Prozesse aller Art, z. B. septische Aborte, Typhus, Influenza (als Ursache der Alkohol Diphtherie Blei Andere](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28098353_0102.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)