Die Schöuheit des weiblichen Körpers : den Müttern, Ärzten und Künstlern gewidmet / von C.H. Stratz ; mit 180 theils farbigen Abbildungen im Text, 5 Tafeln in Heliogravüre un I Tafel in Farbendruck.
- Carl Heinrich Stratz
- Date:
- 1901
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Credit: Die Schöuheit des weiblichen Körpers : den Müttern, Ärzten und Künstlern gewidmet / von C.H. Stratz ; mit 180 theils farbigen Abbildungen im Text, 5 Tafeln in Heliogravüre un I Tafel in Farbendruck. Source: Wellcome Collection.
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![Ebenso wie die Bauclimuskeln, beeiiiflusst ein Missbraucli des Corsets aucli die Rückenmuskeln in ihrer Entwickeluug und Wirkung. Frauen, die an das Corset geAvöhnt sind, fühlen sich rasch er- müdet und klagen über Schmerzen im Rücken, wenn sie einige Zeit ohne Corset sich bewegen. Der Rücken erscheint dann hohl, flach und wenig modellirt in Folge des geringeren Vortretens der Muskelwülste. Der nachtheilige Einfluss des Corsets ist um so grösser, je stärker es geschnürt wird, je höher es ist und je früher es an- gelegt wii-d. Es ist leicht zu begreifen, dass in den Entwickelungsjahren, wo das Gerüst des wachsenden Körpers noch zart,und biegsam ist, ein verhältnissmässig viel geringerer Druck genügt, um die Form zu beeinflussen, ebenso, dass die Arbeit der Rumpfmuskeln bei einem hohen Corset viel stärker und in grösserer Ausdehnung beeinträchtigt wird, als bei einem niederen, das nur wie ein breiter Gürtel die Mitte umspannt. Dass endlich bei stärkerem Schnüren die Druckwirkung entsprechend erhöht Avird, ist auch ohne weiteres einleuchtend. Nun haben aber anatomische Untersuchungen ^) ergeben, dass Bauernweiber, die überhaupt kein Corset trugen, oft viel stärkere Schnürfurchen zeigten, als eingeschnürte Damen, und zwar, weil die- selben die Rockbänder stark anzogen, die dann ihre ganze Wirkung auf eine kleinere Fläche um so kräftiger geltend machten. Daraus ein Argument zu Gunsten des engen Corsets ableiten zu wollen, ist nicht erlaubt. Wohl aber lässt sich daraus ableiten, dass das Corset als Stütz]3unkt für die Kleider des Unterkörpers völlig gerechtfertigt ist, dass aber andererseits das Corset nicht dazu missbraucht werden darf, um eine künstliche Taille zu formiren. Nach der schlanken Taille kommt der kleine Fuss, den jede Frau gern haben möchte und dem zu Liebe sie die angeborene Schönheit dieses Körpertheils durch unzweckmässige Bekleidung verdirbt. Eine Künstlerin, deren Hauptaufgabe die Darstellung des weib- lichen Körpers in seiner höchsten Vollendung ist, klagte mir, dass sie noch nie in ihrem Leben einen schönen weiblichen Fuss — nicht 1) Siehe Meinert 1.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21167497_0107.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)