Epileptische Psychosen / Gustav Lennhoff.

  • Lennhoff, Gustav.
Date:
1890
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Credit: Epileptische Psychosen / Gustav Lennhoff. Source: Wellcome Collection.

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    d. Jahres befindet sich Pat. wohl und nur in den letzten Tagen macht sich Mattigkeit, Schwindel, Ohrensausen bemerkbar. Das Gedächtnis hat sehr gelitten. Status IX. 90: Kräftiges, wohlgenährtes, gut entwickeltes Mädchen, Kopf regelmässig geformt, Stirn niedrig. Gesicht sym- metrisch, mit etwas blödem Ausdruck, etwas schlaff. Pupillen weit, gut reagierend, Zunge, mit Narben, gerade ausgestreckt. Innere Organe intact. S., M., Muse., normal. Intelligenz massig herab- gesetzt. Beobachtung III. 25jährige Schriftsetzersfrau H. B., hereditär in keiner Weise belastet, war bis zu ihrem 14. Jahre stets gesund. Sie war ein ausgelassenes Mädchen, liebte es, das Treppengeländer hinabzu- rutschen und fiel bei solcher Gelegenheit einmal mehrere Stufen hinunter und zwar so stark, dass sie ein paar Minuten „ganz weg- blieb“. Aeussere Verletzungen waren aber nicht wahrnehmbar, und sie erholte sich bald vollständig. Vom 7. bis 14. Jahre besuchte sie eine höhere Töchterschule und, da sie durch grossen Fleiss ersetzte, was ihr an schneller Auffassung fehlte, machte sie gute Fortschritte. Kaum in das Elternhaus zu dauerndem Aufenthalt zUrückgekehrt, erkrankte Pat. an Scharlach, Diphtheritis u. Rheuma- tismus. Sie war noch bettlägerig, als — kurz vor Eintritt der ersten Menstruation —ein eigenartiger Anfall auftrat: Plötzlich schien es Pat., als packe jemand ihren Hals und würge sie, und eine furchtbare Angst erfüllte sie etwa 5 Minuten lang, während welcher sie die Besinnung nicht verlor. Nachher blieb nur ein Gefühl der Müdigkeit. — Anfälle ähnlicher Art, aber schwereren Grades, bei denen auch das Bewusstsein sistierte, traten von nun an in etwa 5—6 wöchentlichem Intervall, jedoch nicht mit typischer Regelmässigkeit, auf; allmählich gesellten sich auch leichte Krämpfe zur Bewusstlosigkeit hinzu und, da ärztlicherseits das ganze Leiden mit der zwar regelmässigen, aber sehr spärlichen Menstruations- blutung in Beziehung gebracht wurde, Hess Pat., damals 18 Jahre alt, sich in der Klinik eines namhaften Gynäkologen einer Operation unterziehen mit dem Erfolg, dass am 2. Tag p. op. sie einen epileptischen Anfall von ganz besonderer Stärke zu bestehen hatte, und dass von nun an die Zahl der Attaquen wesentlich zunahm. Oft auch und namentlich nachts war es Pat. nur, als käme ein Anfall. Derselbe „ging dann aber wieder zurück“. Zu Hause beschäftigte sich Pat. in der Wirthschaft und verdiente sich mit Sticken 3 bis 4 Mark(!) wöchentlich. Sie hat aber, da ihre Eltern ihr genug gaben, niemals Noth gelitten. Vor drei Jahren, im Alter