Die acute Entzündung des häutigen Labyrinthes des Ohres (Otitis labyrinthica s. intima) irrthümlich für Meningitis cerebro-spinalis epidemica gehalten : für praktische Aerzte dargestellt / von R. Voltolini.
- Friedrich Eduard Rudolf Voltolini
- Date:
- 1882
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Credit: Die acute Entzündung des häutigen Labyrinthes des Ohres (Otitis labyrinthica s. intima) irrthümlich für Meningitis cerebro-spinalis epidemica gehalten : für praktische Aerzte dargestellt / von R. Voltolini. Source: Wellcome Collection.
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![oder weniger dieselben und bei allen das Endi-esultat: völlige Taub- heit. Bei keinem Einzigen finde ich eine Notiz, kann mich aiicli nicht darauf besinnen, dass ausser der Taubheit noch irgend ein anderes Leiden, etwa Lähmung, oder Krämpfe, oder Augenleiden etc. zurückgeblieben wäre; sie wurden Alle meistens schnell gesund, auch selbst die wenigen Fälle, bei denen von den Angehörigen von Krämpfen und Lähmungen berichtet wurde. Wie gestaltet sich dagegen das Ver- hältniss bei der Meningitis epidemica, wenn hier Taubheit und Lähmung eintritt? Ich -will hier nur einen Fall von Niemeyer km'z erwähnen [1. c. S. 33]: „Als ich den Kranken [einen Soldaten] etwa zwei Monate nach seiner Erkrankung sah, lag er in hohem Grade abgemageid, sehr apathisch im Bett; seine psychischen Functionen waren deutlich abgeschwächt, er war auf beiden Oliren völhg taub, so dass ihm alle Fragen aufgeschrieben werden mussten; die finke Pupille war etwas weiter als die rechte, der linke Mund- winkel hing etwas herab, sämmtliche Extremitäten waren paretisch, die finke obere Extremität etwas weniger als die rechte, dagegen fielen beide obere Extremitäten, wenn man sie auf hob, noch schlaffer herunter als die unteren; hob man die Vorderarme hoch, so verzog der Kranke das Gesicht zu einer schmerzhaften Grimasse, noch schmerzhafter wurde der Ausdruck des Gesichts, wenn man es versuchte, den Kopf ein wenig zu heben, weil die noch immer staiTen Nacken- und Kückenmuskeln gi’ossen Widerstand leisteten“. Welcher Arzt wü'd bei solchen Erscheinungen nur einen Augenblick zweifelhaft sein, dass man es hier mit einem tiefen Ergriffensein des Gehirns zu thun hat, und welcher Arzt wird andererseits nicht sofort stutzig werden, wenn er in 187 Fällen von absoluter Taubheit [bei denen in einigen Fällen auch von Krämpfen und Lähmimgen im Anfänge der Krankheit berichtet wird] auch nicht einen einzigen Fall findet, in welchem ausser der absoluten Taubheit noch ein anderes Leiden zurückgebliel)en wäre — stutzig werden darüber, ob man es hier mit einem Gehirnleiden zu thun habe?! Dazu kommt nun noch, dass wir schon aus den obigen Fällen sehen, wie die Krankheit in jedem Jahre, in jeder Jahreszeit, im Gebirge sowohl wie in sandigen, sumpfigen Niederungen und Wäldern vorkommt — und doch nie-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22336333_0069.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)