Die acute Entzündung des häutigen Labyrinthes des Ohres (Otitis labyrinthica s. intima) irrthümlich für Meningitis cerebro-spinalis epidemica gehalten : für praktische Aerzte dargestellt / von R. Voltolini.
- Friedrich Eduard Rudolf Voltolini
- Date:
- 1882
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Credit: Die acute Entzündung des häutigen Labyrinthes des Ohres (Otitis labyrinthica s. intima) irrthümlich für Meningitis cerebro-spinalis epidemica gehalten : für praktische Aerzte dargestellt / von R. Voltolini. Source: Wellcome Collection.
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![des Kindes desselben Erwähnung tliat, dass ein Ausschlag am Munde so arg gewesen war, dass das Kind „das Maul nicht auf- macheii konnte“. — Wenn bei der Otitis labyrinthica auch Opis- thotonus oder Starre des ganzen Körpers beobachtet \vird, so spricht dieses noch niclit ausschliesslich für eine Gebirnaffection — obgleicli ja bei der Otitis intima, wegen der ausserordentlichen Nähe der Meningen diese sehr leicht consensuell ergriffen sein können — denn es weiss ja noch Niemand, welche verschiedenen Symptome bei der Otitis intima auftreten können und physiologisch lassen die genannten Sjmiptome sich auch in Verbindung mit einer blossen Otitis intima bringen, wie wir oben auseinaudergesetzt haben. In Leipzig war seit 1863 und 1864 [Wunderlich] keine Epidemie von Meningitis epidemica aufgeti-eten, erst 1879 erschien rvieder eine solche, gleichzeitig in Schlesien [Breslau, Keichenbach]. lieber die Epidemie in Leipzig berichtet der Klin. Assistent Dr. Strümpell [zur Pathologie und pathologischen Anatomie der epi- demischen Cerebro-spinal-Meningitis. Deutsches Archiv für Klin. Medic. Band 30, Heft 5 und 6, 1882]; es wurden 32 Fälle im Hospital beobachtet, „nur vereinzelt trat zu Anfang der Erkrankung spontanes Erbrechen ein“. Auch in von Hanuschke, Frentzel, Sabartb beschriebenen Epidemieen ist das Erbrechen nicht so cou- stant, wie es doch bei der Otitis labyrinthica ausnahmslos scheint vorzukommen. In der Epidemie in Leipzig wii-d von Dr. Strümpell unter den 32 Fällen kem einziger FaU erwähnt, auch nicht Abor- tivfall, in welchem Taubheit eingetreten oder gar geblieben wäre, obgleich auf das Gehörvermögen sehr wohl geachtet worden ist. Auch er sieht m dieser Meningitis eine Infectionskrankheit: „da wir in dem Gifte der epidemischen Meningitis einen Infectionsstoff kennen“. Nach allem bisher Gesagten stehen wir hier also vor einem „Entweder — Oder“, tertium non datur; entweder ist die Meningitis epidemica eine infectiöse epidemische Krankheit, oder sie ist es nicht. Ist sie eine solche — wie dies unzweifelhaft der Fall ist nach ihrem Auftreten in ganz Europa und Afrika •— so muss sie diesen iliren infectiösen epidemischen Charalcter geltend machen i| und kann nicht in jedem Jahre, zu jeder Jahreszeit, in den ver- scliiedensten Gegenden und mm bei Kindern, allein sporadisch auf- treten. Wer daher die genannten FäUe, die ich als Otitis labyrinthica](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22336333_0080.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)