Die acute Entzündung des häutigen Labyrinthes des Ohres (Otitis labyrinthica s. intima) irrthümlich für Meningitis cerebro-spinalis epidemica gehalten : für praktische Aerzte dargestellt / von R. Voltolini.
- Friedrich Eduard Rudolf Voltolini
- Date:
- 1882
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Credit: Die acute Entzündung des häutigen Labyrinthes des Ohres (Otitis labyrinthica s. intima) irrthümlich für Meningitis cerebro-spinalis epidemica gehalten : für praktische Aerzte dargestellt / von R. Voltolini. Source: Wellcome Collection.
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![völlig g'esundes Kind ohne alle Veranlassung und plötzlich von [wiederholtem] Erbrechen, heftigem Kopfschmerz, grosser Hitze des Kopfes, Fieber, Hurst, allenfalls etwas Coma, Opisthotonus oder Krämpfen befallen wird, so kann man unsern Feind sehr stark vermuthen und dies um so mehr, je schneller eine Abnahme dieser bedenklichen Symptome eintritt und man nun noch gleich im Beginn des Leidens Schwer- hörigkeit bei dem Kinde beobachtet, oder dasselbe gar noch über „Stiche“ im Ohre klagt. Da die Kälte sich als nutzlos erwiesen hat, so würde ich rathen nach Specificis gegen diese Krankheit zu fahnden, und ich würde ehre energische Anwendung von Quecksilber [Calomel], nebenbei Digitalis oder Aconit versuchen; Blutegel können jeden- falls nichts schaden. Dabei Einreibungen von Digitalis — mit Jod-Salbe entweder auf den abgeschorenen Kopf oder mindestens hinter die Ohren. Hat die Hitze im Kopfe einigermassen nach- gelassen, dann würde ich grosses Blasenpflaster auf den geschorenen Kopf empfehlen. Es wäre auch-selbst bei Kindern ein Versucli zu wagen mit Opium, da dieses sogar bei der ausgesprochenen Meningitis epidemica von Frankreich aus warm empfolüen worden ist, es also nichts ^Widersprechendes hat, bei einer Entzündung am oder im Kopfe das Opium anzuweuden. Frentzel [1. c. S. 228] sagt zwar in Bezug auf das Opium l)ei dieser Meningitis: „dass ich mich mit der Verabreichung des aus Frankreich so warm empfohlenen Opiums nicht habe liefreunden können, in der Tliat auch nicht weiss, wie es gegen diese sehr ausgeprägte Entzündung wirken soll“. Man kann aber doch die Erfalu-nngen der franzö- ■sischen Aerzte nicht ohne Weiteres von der Hand weisen, auch entscheidet das nicht über die Wirlmng eines Mittels, dass man nicht weiss wie es wirkt. Wer weiss denn wie das Chinin gegen Wechselfieber wh’kt? — ich wenigstens weiss es nicht. Wenn nun aber bei eurer entschiedenen Gehirnentzündung das Opium ■sich bewähi’t haben sollte, wäre es wohl der Mühe werth, es auch bei der inneren Ohrenentzündung zu versuchen, natürlich nur in minimalster Dosis. Wie wir aus Allen den von Kramer und mir’ mitgetheilten Krankengeschichten ersehen, kommt die Otitis labyrinthica aus-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22336333_0085.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)