Handbuch der Bänderlehre des Menschen / von J. Henle ... ; mit 158 mehrfarbigen in den Text eingedruckten Holzstichen.
- Friedrich Gustav Jakob Henle
- Date:
- 1872
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Credit: Handbuch der Bänderlehre des Menschen / von J. Henle ... ; mit 158 mehrfarbigen in den Text eingedruckten Holzstichen. Source: Wellcome Collection.
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![Der Knorpeliiberzug der Pfanne hat 2 Mm. Miichtigkeit; er verdickt sich etwas gegen die Lippe und schlirft sich gegen die Fossa acetabuli mit unregelmassig ausgebuchtetem Rande zu. In die Lippe geht er an einzel- nen Stellen glatt iiber, an anderen Stellen, und ganz ohne Regel, ist er von ihr durch eine tiefe Furche, die bis auf den Knochen gehen kann, ge- schieden; die Furche wird zuweilen gedeckt von einem platten, scharf- randigen Saum, der sich von der Lippe eine Strecke weit iiber den Knorpel hinlegt. An der in die Pfanne schauenden Oberflache sind die ringformi- gen Faserziige der Lippe bestandig von einer feinen Schichte radiar, d. h. vom freien Rande zur Basis der Lippe verlaufender Bindegewebsbiindel be- deckt. Diese Biindel kleiden die Furche zwischen der Lippe und deni Rande des Knorpeliiberzugs, wo eine solche besteht, aus, setzen sich dann auf die Oberflache des Knorpels fort und lassen sich zuweilen ziemlich weit in die Pfanne, bis iiber das aussere Drittel, verfolgen. An der Fossa ace- tabuli dagegen ist die Grenze zwischen Knorpel und Bindegewebe ganz scharf. Die Fossa acetabuli enthiilt ein Fettpolster (Fig. 105. 106. 3), welches locker und etwas verschiebbar vermittelst feiner Gefasse und Bindegewebs- strange mit seiner Unterlage zusammenhiingt, am Rande aber meistens ganz frei auf derselben liegt. Nicht selten zieht eine Furche iiber den iiberknorpelten Thei] der Pfanne in der Nahe des vorderen Endes quer von der Fossa acetabuli zum Pfannenrande und grenzt ein ungefahr kreisrundes Stuck von der hufeisenformigen Knorpel- fliiche ab. Sie erinnert an die Querfurche der Fossa sigmoidea der Ulna (s. oben Seite 78). Der Schenkelkopf hat hyalinischen Knorpel, welcher, wie auf alien Gelenkkojjfen, am machtigsten in der Mitte ist (bis 4 Mm.) und gegen den Rand sich zuscharft. Im Umkreise der Fossa capitis aber, bis auf etwa 3 Mm. Entfernung von derselben, besitzt der Knorpel einen Ueberzug von Bindegewebe, welches mit dem die Fossa capitis ausfiillenden Bindegewebe und dadurch mit den Bindegewebsbiindeln des Lig. teres in Zusammen- hang steht. Lig. teres. Das Lig. ieres (tf)J) tragt beide Namen mit Unrecht. Es ist weder cylindrisch, noch ein Band im gewohnlichen Sinne des Wortes, sondern eher den an beiden Enden angewachsenen Synovialfortsatzen vergleichbar. Ob die Gefasse, die es fiihrt, mit den Gefassen des Schenkelkopfes com- municiren, oder nicht2), iminer ist es wesentlich Trager von Gefassen und wie die Synovialzotten an der Absonderung der Gelenkfliissigkeit betheiligt. Was seine Gestalt betrifft, so ist es platt oder dreiseitig prismatisch mit einer sehr stumpfen Kante und liegt mit seinen Flachen der Articulations- ebene parallel, zwischen dem Fett der Fossa acetabuli und dem Schenkel- kopf (Fig. 105). In seiner einfachsten Form hat es spitzwinklig dreiseitige Flachen; es tritt breit an der Liicke zwischen der Incisura acetabuli und dem Lig. transv. ins Gelenk und inserirt sich mit dem abgestutzten spitzen x) Lig. rotundum Meckel. L. interarticulare Cruv. 2) Nach Hyrtl (Top. Anat. II, 331) wenden die Arterien des Lig. teres an der Einpflanzungsstelle desselben am Schen- kelkopf schlingenformig in Venen um.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b24759120_0142.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)