Handbuch der allgemeinen und speciellen Arzneiverordnungslehre : auf Grundlage der Pharmacopoea Germanica ed. altera / bearbeitet von C.A. Ewald und E. Lüdecke.
- Carl Anton Ewald
- Date:
- 1883
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Credit: Handbuch der allgemeinen und speciellen Arzneiverordnungslehre : auf Grundlage der Pharmacopoea Germanica ed. altera / bearbeitet von C.A. Ewald und E. Lüdecke. Source: Wellcome Collection.
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![sucht und die letztere in eine gallertartige Masse verwandelt. Die Paste muss jedesmal [natürlich ausserhalb des Krankenzimmers] frisch be- reitet werden. Die Umgebung der zu ätzenden Stelle wird so weit mit nassen Compressen bedeckt, dass noch ein 72 Zoll breiter gesunder Raum frei hervorsteht. Das Aetzmittel bleibt 15 Minuten lang liegen; nach der Entfernung 24 Stunden lang Verband mit gesättigter Alaunauflösung, später mit Bleiwasser; dann wird der Schorf mit der Scheere halb ab- getragen und eine neue Paste aufgelegt. Nach etwa achtmaliger Wieder- holung dieses Verfahrens entfernt man den Schorf ganz durch warme Cataplasmen und erhält dann eine reine, einfach zu behandelnde Ge- schwürsfläche. — Nach Rhallies Angaben soll das Mittel unter massigen Schmerzen wirken, was sich aber bei den in Deutschland angestellten Versuchen [z. B. von Rrcli] nicht bewährt hat; vielmehr steht die Schmerz- haftigkeit dieser Aetzung mit der jeder anderen in gleicher Reihe. Dahin- gegen liegt ein wichtiger Vortheil des Rivallie'schen Mittels darin, dass keine Blutung entsteht, wie dies bei der Anwendung des Chlorzinks u. s. w. oft der Fall ist; ferner wird die Resorption der Jauche verhindert, und die Entfernung des Schorfes lässt sich, im Vergleich zu anderen Aetz- mitteln, leicht bewirken. Eine andere Anwendung der Salpetersäure gegen Krebs ist die von Rcitz angegebene; seine Formel, die unter dem Namen Acid. compos. Reitzii bekannt geworden, ist folgende: Iv Acid. nitr. 120,0, Acid. hydrochlor., Aether ana 7,5, Boracis 5,5. Gemischt und in eine 1 bis 1V2 Pfundflasche geschüttet, die nicht ganz luftdicht verschlossen sein darf, bleibt die Mischung einige Stunden stehen. Dieselbe fängt nach einiger Zeit an, stark Blasen zu werfen, sich dann braun zu färben und sehr viel salpetrige Säure in Gasform zu entwickeln. Nachdem sie gleich- sam ausgegohren hat, nimmt sie eine grünliche Farbe an, woraüi man sie dann in kleine Flaschen giesst, die nur bis zur Hälfte angefüllt und gut verschlossen werden. Die Bestandteile derselben sind wahrschein- lich Salpetersäure mit salpetriger Säure, Chlornatrium und Borsäure, die sich zum Theil in Gestalt kleiner Schuppen ausscheidet. Bei der Be- handlung des Carcinoma machte Rcitz mit folgendem Liniment den An- fang: ly Acid. comp. Reitzii 3,0, Ol. Hyoscyami, Ol. Olivar. ana 25,0. Mit demselben wurden die oberen und unteren Extremitäten, nach dem Verlaufe der Lymphgefasse, am Abend unmittelbar vor dem Schlafen- gehen eingerieben und dies nach den Umständen alle 8-14 Tage wiedor- holt. Gleichzeitig, nur täglich, wurde damit der Umkreis der krebsigen Entartung eingeschmiert oder eingepinselt, und das Geschwür selbst zwei Mal täglich mit trockener Charpie verbunden. Zum innerlichen Gebrauche verordnete er dann zugleich folgende Tropfen: ly Acid. comp. Reitzii 2,0, Liq. anodyn. mineralis Hoffmanni 4,0. MDS. Täglich einmal 10 Tropfen in Zuckerwasser zu nehmen. Nach Rcitz und anderer Beob- achtungen zeigt sich in dem Krebsgeschwür nach einer solchen Behand- lung die wohlthätige Rcaction dadurch, dass die aufgeworfenen Ränder weicher werden, sich ebnen und reinigen. Gesellt sich während der Behandlung ein entzündlicher Reizzustand im Geschwür oder in den ver- härteten Drüsen hinzu, so werden Blutegel applicirt und die Mittel einige Tage hindurch ausgesetzt. Ausserdem wird dem Kranken alle 2-3 Wochen](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21051288_0151.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)