Grundzüge der Psychotechnik / von Hugo Münsterberg.

Hugo Münsterberg

Date:: [1920], ©1920

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Credit: Grundzüge der Psychotechnik / von Hugo Münsterberg. Source: Wellcome Collection.

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beurteilt werden. Solange es verschiedene Philosophen gibt, wird das Verhältnis der Philosophie zur Psychologie verschieden ge¬ deutet werden müssen. So finden wir denn auch heute nahe beieinander Anschauungen, denen zufolge die Philosophie ge¬ wissermaßen ein Kapitel der Psychologie ist, und antipsycho¬ logische Theorien, denen zufolge die empirische Arbeit der Psychologie für die Philosophie bedeutungslos ist. Und dieser letztere Standpunkt führt nicht selten zu einer gewissen Gegner¬ schaft gegen die Psychologie selbst, als wäre ihre Entwicklung dem Fortschritt der Philosophie hinderlich. Zu solchen Gegen¬ sätzen in weiteren Kreisen kommt dann aber im engeren vor allem das verwirrende Widerspiel, das aus der Unklarheit über den Begriff der Psychologie entsteht. Die Mannigfaltigkeit der gegenwärtigen Anschauungen bezüglich des Verhältnisses von Psychologie und Philosophie beruht in der Tat nur zum Teil auf der in gewissem Sinne notwendigen Verschiedenheit der Philo¬ sophien, zum erheblichen Teil aber auch auf der durchaus un¬ nötigen Verschiedenheit der Psychologien. Denn tatsächlich weben sich bei diesen heute so häufigen Diskussionen vier ver¬ schiedene Auffassungen von der Psychologie durcheinander. Es « gibt Psychologen, die nur die Kausalpsychologie kennen und jedes Verstehen einer zielgerichteten Geistestätigkeit wie eine Illusion betrachten. Es gibt zweitens Psychologen, die im wesent¬ lichen auf dem Standpunkt der Intentionspsychologie stehen und es wie eine Art Versündigung am höheren Geistesleben ansehen, wenn nicht nur der Wahrnehmungs- und ErinnerungsVorgang, sondern auch der Vorgang des Verstehens und Denkens in die Auffassungsformen der Kausalpsychologie gezwungen wird. Es gibt drittens Psychologen, die sich mit jener Mischpsycho¬ logie begnügen, bei der gewissermaßen die niederen Vorgänge vom Standpunkt der Kausalpsychologie und die höheren vom Standpunkt der Verstehenspsychologie begriffen werden sollen. Und die vierte Gruppe bilden diejenigen Psychologen, die konse¬ quent das gesamte Geistesleben sowohl durch die kausale, wie durch die intentionale Psychologie umspannt sehen wollen. Für jede dieser vier Gruppen muß sich das gesamte Problem ver¬ schieden darstellen, und im gewissen Sinne läßt sich jede von ihnen mit jeglicher philosophischen Richtung vereinigen.