Ein Lebensbild geschrieben von ihm selbst / ergänzt von E. Landoldt.

  • Johann Friedrich Horner
Date:
1887
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Ein Lebensbild geschrieben von ihm selbst / ergänzt von E. Landoldt. Source: Wellcome Collection.

    94/154 (page 84)
    statt nur ein ihm ])e8()nders zusagendes (iebiet der Wissen- schaft zum Gegenstande seiner Forschungen und Vorträge zu wählen, machte er es sich zur Aufgabe, die gesammte Augenheilkunde den Studenten zugänglich zu machen. Mit ausserordentlichem Fleisse bezwang er so auch die- jenigen Zweige unseres Wissens, die ihm ferner lagen, und opferte denselben häufig sogar ein spezielles Colleg in den Abendstunden. Sein Vortrag war äusserst klar, einfach, lebendig, im höchsten Grade interessant und anregend. Er wusste sich den Kenntnissen der Anfänger und den Bedürfnissen künftiger Aerzte anzupassen. Er gieng von dem aus, was sie wussten, und zielte nach dem, was sie brauchten. Er verlor sich nie in Theorieen und Spekulationen; er sprach Erfahrungen, seine Worte waren Thatsachen. Was er vorbrachte, hatte er selbst gesehen, gefühlt, gethan. Der aufrichtige Wunsch, seine Erfahrungen und Kennt- nisse Andern mitzutheilen und so noch fruchtbarer zu machen, belebte seine Sprache und machte seinen Vor- trag eindringlich und überzeugend. Nicht minder anregend war seine Klinik. Er kannte seine Schüler und machte, sich mit liebenswürdigster Herablassung zu ihrem Führer in dem so schwierigen Gebiete der Augenheilkunde. Je nach ihren Kenntnissen, theilte er ihnen die Fälle zu, lehrte sie sehen, fühlen, beobachten, überlegen, combiniren, eine Diagnose und, mit Hilfe des ihnen aus der Medizin und Chirurgie Be- kannten, einen Heilplan machen. Eine meisterhafte Methodik charakterisirte ihn da1)ei und ist für seine Schüler ein unschätzbares Gut geblieben.