Handbuch der Augenheilkunde / von C. Schweigger.

Karl Ernst Theodor Schweigger

Date:: 1893

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Credit: Handbuch der Augenheilkunde / von C. Schweigger. Source: Wellcome Collection.

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dass jede Fortsetzung des Sehvorsuches unmöglich wird. Dass eine gewisse Accommodationsschwäche hierbei mitwirkt, lässt sich daraus schlicssen, dass gewöhnlich mit Hülfe von Convexgläsern erheblich besser gesehen wird, als mit blossen Augen, aber diese Erklärung ge- nügt nicht vollständig, denn auch mit Convexgläsern tritt schnelle Ermüdung ein. Wir müssen daher annehmen, dass es sich in diesen Fällen wesentlich um eine schnelle Erschöpfung der Functionsfähigkeit der Retina handelt. Die meisten Patienten sind sich der Gebrauchs- unfähigkeit des schielenden Auges recht gut bewusst, sie behaupten damit „Nichts« sehen zu können, lesen z. B. mit Anstrengung einige Worte des grössten Druckes der Schriftproben und schieben das Buch dann ermüdet zurück; besteht man aber auf der Fortsetzung des Versuches, so lesen sie mit derselben Schwierigkeit auch noch kleineren und kleinsten Druck. Noch besser als durch Convexgläser kommt man gewöhnlich durch Zuhülfenahme von Eserin zum Ziele. Die- selbe Form von rascher Ermüdung des einen Auges kommt übrigens manchmal auch ohne Schielen vor, besonders bei Neurasthenie. Man kann nun als Regel aufstellen, dass durch Separatübung des schielenden Auges nicht mehr erreicht wird als diejenige Seh- schärfe, welche sich gleich bei der ersten Untersuchung herausstellt, wenn sie nur gründlich genug ausgeführt wird, am besten mit Zu- hülfenahme von Eserin. Die Eigentümlichkeit des Sehens beim Schielen besteht darin, dass die ganze Aufmerksamkeit des Schielenden auf das fixirende Auge gerichtet wird, manchmal in so hohem Grade, dass es dem Patienten sehr schwer fällt, die Aufmerk- samkeit auf beide Augen zu vertheilen, und auch die Netzhautbilder des schielenden wahrzunehmen. Auch hierzu fehlt es nicht an phy- siologischen Analogien; so manches Netzhautbild bewegt sich über die Peripherie unserer Retina, ohne dass es gesehen wird. Die ganze Retina des schielenden Auges, inclusive der Macula lutea, dient aber lediglich dem excentrischen Sehen, denn jedes Object, welches in der Peripherie des Gesichtsfeldes die Aufmerksamkeit auf sich lenkt, wird mit dem normalen Auge fixirt. Eine Vernachlässigung des schielenden Auges findet also in der That statt, dieselbe bezieht sich aber hauptsächlich auf die Macula lutea, welche nicht die ihr zu- kommende Verwendung findet. Die Netzhautbilder derselben haben das- selbe physiologische Anrecht auf Beachtung, wie diejenigen der Macula lutea des lixirenden Auges, und doch wendet sich ihnen die Aufmerk- samkeit in nicht höherem Grade zu, als jedem anderen peripherischen • Netzhautbild. Die Folgen dieses Mangels an Uebung scheinen aber