Handbuch der Augenheilkunde / von C. Schweigger.

  • Schweigger, C., 1830-1905.
Date:
1893
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Credit: Handbuch der Augenheilkunde / von C. Schweigger. Source: Wellcome Collection.

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    Schon wegen ihrer mangelhaften Sehschärfe haben Astigmatiker selten eine andauernde Arbeitsfähigkeit. Ist nun vollends gleichzeitig mit dem Astigmatismus auch noch Hypermetropie vorhanden, so stellen sich die Beschwerden der Asthenopie um so sicherer ein, als die Astigmatiker gewöhnlich genöthigt sind, kurze Distanzen zum Ar- beiten zu benutzen, um durch Grösse der Netzhautbilder zu ersetzen, was denselben an Schärfe abgeht. Auch wenn nur ein Hauptmeridian hypermetropisch ist, besteht schon eine hinlängliche Ursache zum Auf- treten accommodativer Asthenopie. Es sei z. B. im verticalen Haupt- meridian Emmetropie, im horizontalen Hypermetropie vorhanden, so wird ein entfernter Lichtpunkt auf der Retina als horizontale Licht- linie erscheinen, d. h. die vordere, in diesem Falle horizontale Brenn- linie fällt auf die Retina. Horizontale Linien erscheinen also deutlich, verticale undeutlich. Beim Lesen z. B. wird es wegen der vorwiegend verticalen Richtung unserer Buchstaben am vortheilhaftesten sein die hintere Brennlinie, wenn sie eine verticale Richtung hat, auf die Re- tina zu bringen, wozu eine der Hypermetropie des horizontalen Me- ridians entsprechende Accommodations-Anspannung nothwendig ist. Ist in beiden Hauptmeridianen Hypermetropie aber in verschiedenem Grade vorhanden, so ist die Veranlassung zu accommodativer Asthe- nopie natürlich noch grösser. Etwas günstiger gestalten sich die Verhältnisse, wenn im hori- zontalen Hauptmeridian Emmetropie, im verticalen Myopie besteht; bei. völliger Accommodationsruhe fällt dann die hintere verticale Brenn- linie auf die Retina, und werden deshalb entfernte verticale Linien scharf gesehen, während durch Verengerung der Lidspalte die Zer- streuungskreise überhaupt verkleinert und auch horizontale Linien deutlicher gesehen werden können. Häufig genug machen Astigma- tiker von diesem Vortheil Gebrauch. Ist die Richtung der Haupt- meridiane nicht genau vertical oder horizontal, so nehmen Astigmatiker nicht selten instinctiv eine schiefe Kopfhaltung zu Hülfe, wodurch für das sehkräftigere Auge derjenige Hauptmeridian, welcher für den zu erreichenden Zweck am geeignetsten ist, auch in die zweckmässigste Lage gebracht wird. Andere optische Störungen, welche mit Nothwendigkeit aus Me- ridianasymmetrie hervorgehen, wie z. B. dass ein Quadrat als ungleich- seitiges Rechteck, oder ein Kreis als Ellipse erscheint, geben den Astigmatikern durchschnittlich nicht zu Klagen Veranlassung. Lässt eine angeborene Schwachsichtigkeit das Vorhandensein von Astigmatismus vermuthen, so hat man zunächst die Seh-