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Credit: Uber Bruche der Tibia an ihrem oberen Ende. Source: Wellcome Collection.
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![Gewalteinwirkungen zerbrechen. Ob aber diese Erklärung durch- aus zutreffend ist, wage ich nicht zu behaupten; jedenfalls scheint die auffällige Zunahme der Fracturen des oberen Tibiaendes im höheren Alter darauf hinzuweisen. — Bei dieser Gelegenheit will ich noch einen Punkt erwähnen. Im obigen Fall 3 handelt es sich um einen Knaben von 11 Jahren, der durch Überfahren eine Tibiafractur im oberen Ende davongetragen hat. Es sind hier doch nun alle Bedingungen für das Zustandekommen einer Epiphysentrennung (jugendliches und sogar Kindesalter, starke direkte Gewalteinwirkung auf das obere Tibiaende) gegeben, und doch kam es nicht zu einer solchen. Allerdings muss man zu- geben, dass bei direkter Gewalteinwirkung der Bruch an jeder Stelle des Unterschenkels stattfinden kann. Beobachtungen über Epiphysentrennungen sind ausserordentlich selten; denn sie scheinen nur ausnahmsweise und unter ganz besonders geeigneten Umständen zu Stande zu kommen, ganz abgesehen davon, dass eine sichere Diagnose einer Epiphysenablösung nach dem ein- stimmigen Ausspruch aller Autoren nur eine anatomische sein kann. Übrigens kann man die Frage, welche Malgaigne2) auf- wirft („si de semblables decollements [seil, epiphysaires] peuvent avoir lieu au delä de 15 ans), mit dem Hinweis auf den von Gurlt (p. 87) erzählten Fall beantworten, wo ein lß1^jähriger, wenig entwickelter Knabe dadurch eine complicierte Trennung der oberen Tibiaepiphyse erlitt, dass er mit dem rechten Fuss in eine Dreschmaschine kam. Unter den 13 Fällen, welche hierher gehören, ist nur in einem einzigen eine Frau betroffen worden. Dies findet seine naturgemässe Erklärung dadurch, dass Fraxien viel seltner als Männer solchen Gewalteinwirkungen ausgesetzt sind, welche zu Knochenbrüchen führen. Dass sonst noch andre Umstände dabei mitwirken, dafür bietet die mir zugängliche Casuistik keinen Anhalt; vielmehr wird diese Erklärung noch wahrscheinlicher, wenn man damit den Umstand vergleicht, dass es ausschliesslich Individuen der arbeitenden Klasse der Bevölkerung sind, welche auf unsrer Liste stehen. Auch dies erklärt sich sehr einfach dadurch, dass einmal Leute der höheren Stände ungleich viel seltener der Gelegenheit zu einem Knochenbruch ausgesetzt sind, und dass andrerseits in dieser Beziehung eine Statistik, welche sich nur auf Fälle, die in einem Krankenhause behandelt sind, stützt, nach meiner Meinung nicht absolut richtig sein kann, 2) Malgaigne, Traite des Fractures et des Luxations. Tom. I. p. 70.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21222940_0019.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)