Zur Symptomatologie und Therapie der Basedowschen Krankheit : Vortrag in der Gesellschaft für Heilkunde am 15. November 1888 / von Prof. Eulenburg.
- Eulenburg, Albert, 1840-1917.
- Date:
- 1889
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Credit: Zur Symptomatologie und Therapie der Basedowschen Krankheit : Vortrag in der Gesellschaft für Heilkunde am 15. November 1888 / von Prof. Eulenburg. Source: Wellcome Collection.
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![meisten charakteristische und bedeutsame Merkmal dieser Unter- suchung hervortritt. Das hat neuerdings Kahler durch die von ihm vorgenommenen Prüfungen mit 4 Stöhrer’schen Elementen) [deren elektromotorische Kraft etwa gleich der von 6 — 7 Siemens x)] bestätigt, wobei das relative Widerstandsminimum 1600 — 5000 in Fällen von Basedow’scher Krankheit, 7000—15000 in anderen Fällen betrug. Die Widerstandswerthe sind bei Kahler in Siemens’schen Einheiten angegeben, stellen sich also bei Um- rechnung in Ohm entsprechend kleiner. Kahler fasst das Resultat sogar dahin zusammen, dass „der £0 auffallend tiefe Stand des relativen Widerstandsminimums bei 4 Elementen Stöhrer eine dem Leitungswiderstand bei Morbus Basedowii zukommende Eigentümlichkeit darstellt“ 1 2). (Schluss folgt.) II. lieber eine eigenthümliche Farbstoffbildung bei schweren Darmleiden. Von Professor Dr. Ottomar Rosenlmcb, Primararzt der medicinischen Abtheilung des Hospitals zu Allerheiligen in Breslau. Die uns hier beschäftigende Farbenveränderung, welche der Urin mancher Kranken bei längerem, unter Salpetersäurezusatz erfolgendem Kochen zeigt, ist unseres Wissens bis jetzt nicht näher gewürdigt worden, obwohl sie wegen der Beschaffenheit des Chromogens und wegen der ihr unseres Erachtens unzweifel- haft zukommenden diagnostischen und prognostischen Bedeutung eine gewisse Beachtung verdient. Eine kurze Mittheilung unserer langjährigen Beobachtungen, die jetzt zu einem Abschluss in klinischer Beziehung geführt haben, dürfte deshalb am Platze sein; eine ausführliche Darstellung des Materials, sowie eine Er- örterung über die Natur und Bildungsweise des Farbstoffs wird demnächst erfolgen. Wir stellen unsere Erfahrungen um so lieber schon jetzt zur Discussion, nicht bloss, weil wir glauben, dass man an der Hand unserer Reaction vielleicht schon frühzeitig zu praktischen Consequenzen für das therapeutische Handeln gelangen könnte, sondern vorzugsweise deshalb, weil eine Reihe der sich an unsere Beobachtungen anknüpfenden Fragen, die weiter unten angedeutet werden sollen, nur auf der Basis einer grossen, dem Einzelnen nicht zugänglichen Anzahl von Fällen der Lösung ent- gegengeführt werden kann. Die recht einfach auszuführende Reaction wird am besten in folgender,Weise vorgenommen: Dem — bisweilen schon an und für sich einen röthlichen Schimmer zeigenden — Urin wird unter beständigem Kochen so lange Salpetersäure zugesetzt bis er eine tief burgunderrothe, im durchfallenden Lichte manchmal blauroth erscheinende Färbung annimmt, und durch ausfallenden braun- rothen Farbstoff getrübt wird. Der tief dunkelrothe, beim Schütteln einen blaurothen Schaum zeigende Urin wird in cha- rakteristischen Fällen beim weiteren Zusatz der Säure oft an- scheinend nicht mehr in seiner Färbung verändert, bis plötzlich, manchmal erst nach Hinzufügen von 10 bis 15 Tropfen der Säure unter leichtem Aufbrausen eine Umänderung des Roths in Roth- gelb und dann in Gelb — unter besonders starker Gelbfärbung des Schaumes — eintritt. Durch vorsichtiges Neutralismen mit Ammoniak oder Natr. carbon. — Kalilauge ist nicht so geeignet 1) Kahler macht keine genaueren Angaben über die von ihm be- nutzten Elemente. Nach einigen auf meine Veranlassung von Herrn Hirschmann angestellten Versuchen ist jedoch die elektromotorische Kraft derselben auf mindestens 1,6, bei Chromsäurefüllung auf 2 Volt und darüber zu veranschlagen, was 6—8 Siemens’schen Elementen entspräche. 2) 1. c., S. 393. — kann man, während nach jedem Tropfen des Alkali blauroth gefärbte Niederschläge entstehen, um sich wieder zu lösen, all- mälig eine fleischrothe und dann eine constant bleibende roth- braune Färbung herbeiführen. Unser, im Gegensätze zum In- digo, kein Spectrum darbietender Farbstoff ist, um es noch ein- mal hervorzuheben, der resistenteste von den Urinchromogenen, da er sich nur in siedender Salpetersäure bildet und in ausge- sprochenen Fällen der Zersetzung durch die genannte Säure lange widersteht. — Alle von uns untersuchten, die burgunderrothe Färbung zeigenden Urine enthielten verhältnissmässig reichlich indigobildende Substanz: es lässt sich aber nach Darstellung des Indigo durch die gewöhnliche Methode — Salzsäure und Chlor- kalk — unsere Reaction ebenso wenig anstellen, wie die Tndigo- probe nach Behandlung des Urins in der von uns oben geschil- derten Weise, wobei, wie erwähnt, ein brauurother, in Chloroform etc. mit rothbrauuer Farbe löslicher Niederschlag ausfällt. In einzelnen unserer Fälle Hess sich, wenn die Ausfällung des Farb- stoffs noch nicht völlig erfolgt war, durch die Indigoreaction eine leichte Grünfärbung erzielen. Die Purpurfärbung des Urins scheint häufig mit der Anwesenheit von acetonbildender Substanz verge- sellschaftet zu sein, da man bei manchen derartigen Urinen durch Hinzufügen von einigen Tropfen Liquor ferri sesquiehlorati die bekannte Rothfärbung — Acetessigsäure — erzielt, während die eigentlichen Acetonproben im nicht destillirten Urin negativ aus- fallen. Zu beachten ist bei Vornahme der Reaction, die, wie schon erwähnt, ein beständiges Sieden des Urins erfordert, dass man mit der Möglichkeit des Herausspritzens der Flüssigkeit rechnet und deshalb das Reagensglas nur etwa zu einem Viertel mit Flüssigkeit füllt. Den Urin direct mit Salpetersäure aufzukochen, empfiehlt sich nicht, da bei diesem Vorgehen di^Zerstörung des Farbstoffes viel schneller vor sich zu gehen ^Wheint und der Grenzwerth des zur vollen Schärfe erforderlichen Säurezusatzes zu leicht überschritten wird. Bei manchen Urinen muss das Kochen unter fortwährendem Säurezusatz 4 bis 5 Minuten fortgesetzt werden, ehe eine dunklere röthliche Färbung der Flüssigkeit an- zeigt, dass die Reaction gelingen wird. Rauchende Salpetersäure ist aus diesem Grunde nicht geeignet die Färbung in aller Schärfe hervortreten zu lassen; dagegen lässt sich mit Salzsäure eine leid- liche Farbenveränderung, bei der es aber nicht zur eigeutlichen tief braunrothen Färbung kommt, herbeiführen. Natriumnitrit fördert die Reaction nicht, da unter seiner Einwirkung die Ver- änderungen nicht so prägnant hervortreten. Was nun die klinische Seite der Reaction anbetrifft, so können wir unsere Erfahrungen folgendermassen resumiren: Das Auf- treten der Reaction ißt eins der constantesten Zeichen schwerer Darmaffectionen der verschiedensten Art, deren gemeinsames Cha- rakteristicum eine Störung der Resorption im Gebiete des ganzen Darmcanals ist. Die Stärke der Reaction ist nicht allein von dem Verschlüsse des Darmlumens abhängig, obwohl die Stenose eine Rolle bei den Veränderungen spielt, sondern es sind auch Fälle incompleter Stenose mit der Bildung des rothen Farbstoffes vergesellschaftet. Ist einmal eine totale Obstruction des Darm- lumens zu constatiren gewesen, so deutet das Fortbestehen der Reaction selbst dann noch auf einen schweren organischen Pro- cess im Darme hin, wenn auch der Darm anscheinend wieder durchgängig geworden sein sollte und man kann mit Sicherheit den Wiedereintritt schwererer Symptome erwarten. — Die Reac- tion wird in keinem Falle von Darmocclusion vermisst, sie scheint ein sicheres Zeichen von Darmcarcinose zu sein, sie begleitet schwere und ausgedehnte Geschwürsbildung im Darm, sobald dieselbe mit beträchtlicher Functionsstörung des Verdauungs- apparates einhergeht, sie fehlt nicht bei sehr schweren Diarrhöen und bei allgemeiner Inanition in Folge von Anomalien des Darm-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22325360_0007.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)