Zur Symptomatologie und Therapie der Basedowschen Krankheit : Vortrag in der Gesellschaft für Heilkunde am 15. November 1888 / von Prof. Eulenburg.
- Eulenburg, Albert, 1840-1917.
- Date:
- 1889
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Credit: Zur Symptomatologie und Therapie der Basedowschen Krankheit : Vortrag in der Gesellschaft für Heilkunde am 15. November 1888 / von Prof. Eulenburg. Source: Wellcome Collection.
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![10 Siemens entsprechen. Kahler fand mit 6 Stöhrer hei Base- dowscher Krankheit das relative Widerstandsminimum zwischen 1000 und 3400 (Siemens) — bei Gesunden oder nicht mit Base- dowscher Krankheit Behafteten zwischen 3800 und 8000 Sie- mens i). _ Man kann also behaupten, dass ein niedriges, zwischen 1000 und 2000 Ohm liegendes und dabei rasch erreichbares relatives Widerstandsminimum bei ge- ringer elektromotorischer Kraft (x Siemens-Elemente) ein bei BasedowScher Krankheit zwar nicht constanter, aber doch überwiegend häufiger Befund ist. Ob es in diagnostisch zweifelhaften Fällen als ausschlaggebend angesehen werden darf, ist wohl noch nicht entschieden. Uebrigens ist auch der Wechsel und das ziemlich bedeutende Schwanken des Phä- nomens im Verlaufe der Krankheit (Fall 4 und 12) zu beachten. Anderweitige Versuche ergaben nun ausser herabgesetztem re- lativen in der Regel auch ein ziemlich niedriges absolutes Widerstandsminimum2) bei Basedow’scher Krankheit und, wie Kahler hervorhebt, namentlich die Erreichbarkeit desselben bei niederer elektromotorischer Kraft (12bis 28 Stöhrer’sche Elemente). Ich habe den Kahler’schen analoge Versuche in Betreff des absoluten Widerstandsminimums neueidings wieder in 3 Fällen von Basedow’scher Krankheit — Fall 4, 11 und 12 der obigen Tabelle — vorgenommen und im Ganzen auch hier mit Kahler übereinstimmende Resultate erhalten. Von den benutzten 60 Elementen einer Siemens’schen Batterie, deren elektromotorische Kraft ungefähr als äquivalent mit 40 Stöhrer angesehen werden kann, genügten in einem Falle (12) 35, in einem (4) 40, im dritten (11) zwischen 40 und 50 um das absolute Widerstandsminimum zu erreichen; letzteres betrag im ersten Falle 900, im zweiten 1200, im dritten schwankte es bei wiederholten Versuchen zwischen 600 und 900. — Die folgenden Protokoll- auszüge (bei denen die eine Columne den Widerstand nach 30 Se- cunden, die andere das annähernde relative Widerstandsminimum für die vorgeschriebene Elementenzahl angiebt) mögen als Bei- spiele dienen. 1. (Fall 12 der Tabelle). Elementenzahl W. W.-Min. 10 6000 2300 15 2200 2000 20 1500 1500 25 1500 1500 30 1400 1300 35 1000 900 10 — 1200 Absolutes W.-Min. = 900 2. (Fall 4 der Tabelle.) Elementenzahl W. W.-Min. 10 ? 30003) 15 3000 2500 20 2300 2000 25 1800 1700 30 1500 1500 35 1500 1300 40 1300 1200 10 — 2000 Absolutes W.-Min. (nahezu bestimmt) = 1200 1) 5000 Siemens = 4710 Ohm. 2) Die Körperwiderstände wurden nach der Substitutionsmethode be- stimmt, unter gleichzeitiger Controle mit der Telephonmessbrücke, behufs genauer Messung der Rheostat- und Batteriewiderstände. Der Elementenwiderstand ergab sich für 10 Siemens-Elemente = 97 bis 100, für 20 = 192—195, für 30 = 280, für 40 = 395. für 50 = 500, für 60 = 600 (durchschnittlich also = 10 Ohm). 3) Das relative Widerstandsminimum für geringere Elementen- zahl en erscheint bei diesen und den folgenden Versuchen etwas zu gross, d. h. es musste, um den Versuch nicht zeitlich zu sehr auszudehnen, schon 3. 4. (Fall 11 der Tabelle.) Elementenzahl W. W.-Min. Elementenzahl W. W.-Min. 10 6000 1900 10 5000 2400 15 1800 1800 15 2000 2000 20 1500 1500 20 2000 1800 25 1200 1100 25 1800 1750 30 750 700 30 1700 1500 35 700 650 35 1500 1400 40 «00 «00 40 1300 1200 10 — 750 45 1100 1000 Absolutes W.-Min. = 600 50 1000 900 t 10 — 1200 Absolutes W. -Min. = 900 So interessant die auf solche Weise erlangten Resultate zum Theil auch sind, so bezweifle ich doch, ob der Bestimmung des absoluten Widerstandsminimums die gleiche praktische Bedeutung zuzuschreiben sein wird, wie derjenigen des relativen Widerstands- minimums für geringe elektromotorische Kraft; einmal, weil [wie schon Martius hervorhob und wie ich auch bestätigt fand x)] die absoluten Widerstandsminima bei Basedowscher Krank- heit nicht erheblich von den an Gesunden oder an an- deren Kranken erhaltenen differiren; dann aber auch wegen der weit schwierigeren Darstellbarkeit des absoluten Widerstands- minimums und der damit verknüpften Schmerzhaftigkeit, welche in zahlreichen Fällen eine vollständige Durchführung des Versuches überhaupt nicht gestattet. Man wird sich daher in der Regel wenigstens auf die leichte, wenig zeitraubende und gar nicht oder unbedeutend schmerzhafte Be- stimmung des relativen Widerstandsminimums bei ge- ringer elektromotorischer Kraft (x Siemens) als physi- kalisches Reagens beschränken, und zwar wird man, wo die charakteristische Herabsetzung des Leitungs- widerstandes sich findet, darin allerdings eine werth- volle positive, im Fehlen dieses Zeichens aber keines- wegs eine negative Instanz für das Vorhandensein von Basedow’scher Krankheit in diagnostisch zweifelhaften oder rudimentären Fällen erblicken. Die schon vorgeschrittene Zeit gestattet mir nicht ein aus- führliches Eingehen auf die den Veränderungen des Leitungswider- standes zu Grunde liegenden physikalisch-physiologischen Momente, und überhaupt auf die pathologische Physiologie, oder — wie man sich häufiger auszudrücken beliebt — auf die „Theorie“ der Basedow’schen Krankheit. — Es ist dies übrigens, wie es bei dem Mangel entscheidender pathologisch-anatomischer Aufschlüsse kaum anders sein kann, ein noch recht dunkles Gebiet; und es frommt wenig, mit der unsicheren Leuchte zweifelhafter und kurzlebiger Hypothesen in diesem Dunkel herumzustöbern. Der einzige Fortschritt vielleicht, den wir auf diesem Gebiete zu ver- zeichnen haben, ist ein negativer; nämlich dass die ehedem mit Vorliebe gepflegten neurotischen Theorien allmälig ausser Curs kamen und man sich um dieselben gegenwärtig nicht allzuviel mehr bekümmert. Ich kann mir wenigstens kaum denken, dass es heutzutage noch Neuropathologen geben sollte, welche mit der Beziehung der Krankheit auf einzelne Abschnitte des peripheri- schen oder centralen Nervensystems — Sympathicus, Vagus, Halsmark, Corpus restiforme — ein entscheidendes Wort ge- sprochen zu haben glauben. Es muss ja bei näherer Betrachtung zu höherer Elementenzahl übergegangen werden, ehe das relative Wider- standsminimmn ganz vollständig erreicht war. Auf die hier allein in Be- tracht kommende Bestimmung des absoluten Widerstandsminimums übt dieser Umstand keinen wesentlichen Einfluss. 1) In einem der zuletzt untersuchten, diagnostisch zweifelhaften Fälle erhielt ich bei einem hohen relativen Widerstandsminimum (4000 Ohm: ein absolutes Widerstandsminimum von nur 750, mit 40 Siemens- Elementen.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22325360_0011.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)