Handbuch der Krankheiten der weiblichen Geschlechtsorgane / von Carl Schroeder.
- Karl Schroeder
- Date:
- 1890
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Credit: Handbuch der Krankheiten der weiblichen Geschlechtsorgane / von Carl Schroeder. Source: Wellcome Collection.
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![Von diesem Verfahren weichen manche Operateure wesentlich ab. In neuester Zeit hat besonders Bozeman ein etwas anderes Verfahren sorgfältig ausgebildet und die trefflichsten Resultate damit erzielt. Er legt ganz besonderen Werth auf die präparatorische Be- handlung der Fistel. Dieselbe besteht wesentlich im Einschneiden und der Dehnung von Narben und in der allmählichen Erweiterung der Scheide und Freilegung der Fistelränder durch Einlegen von grossen Hartgummikugeln. Nachdem er dann bei der in Knieellen- bogenlage liegenden und in einem eigenen Apparat fixirten Kranken die Fistelränder aufgefrischt hat, vereinigt er dieselben durch eine eigenthümliche Naht, bei der die Silberdrähte durch eine eigens modellirte Bleiplatte, die auf die Wunde kommt, durchgehen und auf dieser mittelst eines durchbohrten Schrotkorns vereinigt werden. Die narbigen Stricturen und Verwachsungen der Scheide sind übrigens häufig so bedeutend, dass man sie vor der Operation trennen muss, da es einfach unmöglich ist, die Fistel zugängig zu machen. Uns hat die präparatorische Behandlung der Scheide und der Fistelränder wiederholt die werthvollsten Dienste geleistet. Wir haben allerdings die Hartgummikugeln ersetzt durch eine feste, gleichmässige Tam- ponade mit Jodoformgazestreifen, mit denen man alle Vertiefungen und Buchten der Scheide gleichmässiger ausfüllen kann. Fritsch hingegen, dem eine sehr ausgedehnte Erfahrung über die Operation der Blasenscheidenfisteln zu Gebote steht, bevorzugt eine blutige Beseitigung der Narbenstränge durch Messer und Scheere.]) Sehr selten ist es, dass die vorgefallene Blasenschleimhaut mit der hinteren Schei- denwand so verwachsen ist, dass sie erst durch das Messer von ihr getrennt werden muss. Ist der Defect sehr gross, so muss die Vereinigung der Wund- ränder oft in complicirten T- oder Y-förmigen Figuren vorgenommen werden. Sehr unangenehm ist es, wenn die Urethra stricturirt oder atresirt ist, so dass sie vor der Operation erst wegsam gemacht werden muss. Zu hüten hat man sich bei der Operation vor dem Mitfassen der Ureteren, die man mitunter zur Seite der Fisteln sieht Dadurch, dass blutig gefärbter Urin stossweise aus ihnen hervordringt, können sie mit spritzenden Arterien verwechselt werden. Erkennt man sie, so muss man sie wo möglich bei der Anfrischung, jedenfalls aber bei der Naht vermeiden, da, wenn man sie mitfasst, acute Hydro- nephrose entsteht. Um dies zu vermeiden, zieht Pawlik es vor, sie jedesmal zu sondiren. 1) Krankheiten der Frauen. 4. Aufl. 1839.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21004699_0107.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)