Die Fadenpilzerkrankungen des Menschen / von Robert Otto Stein.

  • Stein, Robert Otto.
Date:
1914
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Credit: Die Fadenpilzerkrankungen des Menschen / von Robert Otto Stein. Source: Wellcome Collection.

    143/196 (page 71)
    Wenn man einen dicht gewachsenen Sporotrichonrasen mit der Platin- öse von seinem Nährboden abhebt, in Kochsalzlösung zerreibt und diese Aufschwemmung durch ein einfaches Filter filtriert, so findet man im Fil- trate suspendiert die Sporen dieses Pilzes, während die Mycelfäden zurück- gehalten werden. Diese Sporensuspension kann zur Prüfung der Aggluti- nationsfähigkeit des Serums benutzt werden. Die verwendeten Kulturen sollen mindestens einen Monat alt sein, da erst um diese Zeit die Sporulation in vollem Gange ist. Widal und Abrami, Sicard und Descompsstellten bei ihren Patienten einen Agglutinationstiter 1 : 800 resp. 1 : 500 fest. Gaucher, Louste, Abrami und Giroux beobachteten ferner einen Patienten, der bald nach der ersten Gummeneruption ein multiples, gleich- falls gummöses Hautrezidiv darbot. Knapp vor dem Auftreten des Rezidiv stieg plötzlich die Agglutinationsfähigkeit des Serums von 1 : 800 auf 1 : 1500. Dieser plötzliche Anstieg läßt vielleicht auf einen Durchbruch eines sporo- trichotischen Herdes in die Blutbahn mit folgender ,,Sporotrichämie“ schließen. Zwei Fälle de Beurmanns agglutinierten noch ein Jahr nach ihrer Genesung bis zu 1 : 80 resp. 1 : 60. Abrami fand ferner im Serum seines Sporotrichotikers einen spezi- fischen Amboceptor, der mit dem Mycelextrakt des Pilzes Komplement- fixation ergab. Die biologische Verwandtschaft, welche zwischen diesem neuen patho- genen Keim und dem Actinomyces besteht, kommt darin zum Ausdruck, daß erstens auch die Seren Aktin o mykotisch er bis zu einem gewissen Grade Sporen des Sporotrichon agglutinieren, zweitens Mycel- extrakte von Actinomyces mit dem Serum Sporotrichotischer Komplementfixation bedingen. Die Cutireaktion mit Sporotrichosin als letzter noch fehlender Beweis für die ätiologische Rolle des Sporotrichon wurde von Bloch erbracht; der genannte Autor inokulierte einem an disseminierter Hautsporotrichose leidenden Patienten Sporotrichosin (= aus alten Pilzkulturen gewonnener Extrakt) und beobachtete einige Stunden später eine streng spezifische allergische Hautreaktion in Form eines Erytems mit zentraler Papelbildung. Da es de Beurmann und seinen Mitarbeitern gelungen ist, das Sporo- trichon auf Gräsern, Blättern, Gemüse, Tierhaaren zu züchten, so können wir wohl annehmen, daß dieser Pilz in der Natur als Saprophyt vorkommt, jene Sporotrichosen, die im Anschlüsse an eine Verletzung auftreten, sind wohl nur als eine kutane Einimpfung des Keimes zu deuten. Doch scheint es durchaus nicht notwendig zu sein, daß die Eintrittspforte des Parasiten pathologische Veränderungen aufweist. Wir kennen disseminierte Hautsporotrichosen ohne „sichtbaren Primäreffekt“. De Beurmann hat bei einem bereits genesenen Patienten Sporotrichon auf der scheinbar ge- sunden Schleimhaut der Mandeln gefunden und bei neugeborenen Meer-