Die Fadenpilzerkrankungen des Menschen / von Robert Otto Stein.

  • Stein, Robert Otto.
Date:
1914
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Credit: Die Fadenpilzerkrankungen des Menschen / von Robert Otto Stein. Source: Wellcome Collection.

    155/196 (page 83)
    Dermatomycosis vegetans (verursacht durch Mycoderma pulmoneum [Balzer-Gougerot-Burnier 1912]). Der Patient, ein Markthelfer und Gemüsehändler, litt seit Jahren an einer chronischen Hautaffektion, die im Gesichte, am Stamme und an den Extremitäten Krankheitsherde hervorrief. Die letzteren begannen als kleine acneähnliche Pustelchen, die in der Folgezeit zu größeren, polyzyklisch begrenzten, vegetierenden Geschwürsflächen konfluierten. Im Zentrum trat vorübergehende Ausheilung ein, in der Peripherie jedoch bildeten sich frische knotige Infiltrate, die zerfielen und auf Druck aus verschiedenen Öffnungen Eiter entleerten. Die resultierenden Narben waren glatt, induriert und mit Höckerchen besetzt. Im Eiter der geschlossenen Effloreszenzen gelang es mikroskopisch, ovoide oder bimförmige Gebilde nachzuweisen, die Gougerot für hefeähnliche Zellen erklärte. Stellenweise schienen sie in die Länge gezogen und imponierten als kurze, kolbige Stäbchen. Auf Maltoseagar übertragen gingen aus dem steril entnommenen Pustelinhalt Pilzkolonien auf, die zu weißen, wenig erhabenen Rasen sich ausbreiteten. Zahlreiche Längsfalten durchzogen ihre Oberfläche und veranlaßten eine netzförmige Struktur, die an den Bau einer Honigwabe erinnerte. Mikroskopisch bestanden die Fäden aus langen, rechteckigen, doppelt konturierten Segmenten. Die Sporenverbände inserieren an ganz kurzen Seitenästen, die in rechtem Winkel von dem Segmente abzweigen. Jeder derartige Sproß produzierte eine einzige, aus ungefähr 9—12 rechteckigen oder ovoiden Sporen zusammengesetzte Kette. Dieser Pilz wurde von Vuillemin als Mycoderma pulmoneum identifiziert. Er ist in der Natur sehr verbreitet und schmarotzt auf Ge- müse und Obstabfällen. Der Patient dürfte sich beruflich infiziert haben. Sein Serum agglutinierte Mycodermasporen in der Verdünnung 1 : 100. Der glänzende therapeutische Effekt der eingeleiteten Jodmedikation und die nachgewiesene Tierpathogenität des isolierten Erregers sind ein weiterer Beweis für die mykotische Ätiologie dieses merkwürdigen Krankheitsbildes. 6*