Aus Galens Praxis : ein Kulturbild aus der römischen Kaiserzeit.

  • Ilberg, Johannes, 1860-1930.
Date:
1905
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Credit: Aus Galens Praxis : ein Kulturbild aus der römischen Kaiserzeit. Source: Wellcome Collection.

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    sophen^ die damals dort ihr Gliick suchten. Aber bald wuBte er sich in Szene zu setzen und offentlicb darzutun^ worin seine Hauptstarke lag. Wort, Scbrift und Praxis waren es, die ihn scbnell bekannt und bertibnit macbten. Das Leben in Rom, besonders in mediziniscben Kreisen, erweckt nacb seinen, siclier- licb allerdings rbetorisch iibertriebenen Scbilderungen einen grauenvollen Ein- druck; er laBt ims in einen wabren Hexenkessel scbauen, wo Unwissenbeit und Habsucbt, MiBgunst, Verleumdung, ja Meucbelmord berrscben. DaB seiner arztlicben Beobacbtung in der Riesenstadt ein ungebeures Feld offen stand, wurde ibm natiirlicb sofort klar^); er stellt spater in dieser Hinsicbt einen Vergleicb an zwiscben Rom und den kleinen Stadten, in denen Hippokrates forscbteA) Die damals entstandenen Scbriften — es sind zudem nicbt viele davon erhalten — bieten naturgemaB nocb nicbt das massenbafte Material aus der Praxis wie die wabrend der folgenden Jabrzebnte abgefaBten, als sicb die Krankenjournale aufgebauft baben mocbten. Unsere Quellen fur diese erste Zeit sind fast ausnabmslos erst wabrend des zweiten Aufentbalts in Rom ver- ofPentlicbt worden. Bei weitem die ergiebigste ist das Bucb 'Tiber die Pro¬ gnose an Epigenes’,^) von dem etwas eingebender gesprocben werden muB. Es bandelt sicb um eine Reklamescbrift im wabrsten Sinne des Wortes, die des Yerfassers Praxis im glanzendsten Licbte erscbeinen lassen soil. Er ist in der Tat nicbt der Mann gewesen, seine Leucbte unter den Scbeffel zu stellen. Der Adressat Epigenes, auf den er sicb fortwabrend als Augen- und •• Obrenzeugen beruft, war einer seiner Scbiiler, wie sie die Arzte damals nicbt nur bei ibren wissenscbaftlicben Untersucbungen, sondern aucb bei ibren Kranken- besucben um sicb zu baben pflegten. Die zablreicben Bemerkungen: 'wie du weiBt’, 'du erinnerst dicb ja jedenfalls daran’, 'das wird bei dir als Zeugen nur kurzer Erinnerung bediirfen’ u. s. w., die die Bericbte unterbrecben, sind sicbt- licb dazu bestimmt, ibnen Glaubwiirdigkeit bei den Lesern zu verscbaffen; scblimm genug, wenn das notig war. Vorausgescbickt ist ein im Gescbmacke der Zeit rbetoriscb gefarbtes Proomium bocbst pessimistiscben Inbalts. Die Heilkunde ist wie andere Kiinste in tiefen Verfall 'geraten, da man nacb dem Scbeine tracbtet, der Scbmeicbelei und dem Prunke front und durcb scbwindelbafte VerbeiBungen Scbiiler und EinfluB zu gewinnen sucbt. Wissenscbaftlicbe Arzte baben einen scbweren Stand, namentlicb, wenn sie Prognosen stellen, die bei den Laien leicbt als Cbarlatanerie gelten, bei den Kollegen aber MiBgunst bervorzurufen ptlegen, so daB man sicb auf meucbleriscben Giftmord oder wenigstens auf Yerleum- dung und Verbannung gefaBt macben muB und in zitternder Angst sozusagen ein Hasenleben fiibrt. Ebrlicbe und energiscbe Menscben konnen nicbts anderes tun, als sicb mit ibrem guten Gewissen und einem kleinen Kreise braver Leute zu trpsten, die Beriibmtbeit bei der Masse aber den Rankeschmieden zu iiber- lassen. Wer tragt die Scbuld an solcben Zustanden? Die GenuBsucbt und b XI 328. 2) XVIII A 348. IJsQL Tov 7tqoyiyvw0%eiv Ttqbg ’ETtLyevyjv XIV 599—673.