Joseph Lister's erste Veröffentlichungen über antiseptische Wundbehandlung (1867, 1868, 1869) / übersetzt und eingeleitet von Friedrich Trendelenburg.

  • Joseph Lister
Date:
1912
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Credit: Joseph Lister's erste Veröffentlichungen über antiseptische Wundbehandlung (1867, 1868, 1869) / übersetzt und eingeleitet von Friedrich Trendelenburg. Source: Wellcome Collection.

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    Nur wenige setzten den Hebel da ein, wo er angesetzt werden mußte, an der Wundbehandlung. Neben den vorher erwähnten Chirurgen, die die alte schlechte Methode der Gefäßligatur ver¬ besserten (auch die Torsion der Gefäße von Amuss at gehört hierher) sind Kern, Burow und Rose zu erwähnen, die die „offene“ Wundbehandlung einführten, wodurch besonders für die Amputationswunden ein sehr wesentlicher Fortschritt erreicht wurde1), ferner Spencer Wells, der durch methodische pein¬ liche Sauberkeit bei seinen Ovariotomien für die damalige Zeit erstaunliche Resultate erzielte. Lister’s Lehren stießen zunächst fast nur auf Zweifel, Unglauben und direkten Widerstand. Nicht nur außerhalb Schott¬ lands und Englands, sondern besonders gerade in seinem Vater- lande. Sein Kollege an der Edinburger Universität Simpson war sein offener Gegner, was damit zusammenhängt, daß Simpson mit seiner Akupressur ein ähnliches Ziel verfolgte. Aber auch ein anderer chirurgischer Kollege von Lister in Edinburg, Spence, versagte ihm die Anerkennung. In seinen 1871 (!) erschienenen Vorlesungen über Chirurgie heißt es, es sei merkwürdig, daß die komplizierten Frakturen gefährlicher seien als die einfachen, aber es sei so, oft würden die Kranken pyämisch, — Lister und die Antisepsis wird hier mit keinem Wort erwähnt. An anderer Stelle spricht Spence von einigen Versuchen mit Karbolsäure bei komplizierten Frakturen und bei chronischen Abszessen, die ihn nicht befriedigt hätten, die Karbolsäure übe auf die Wunden einen starken Reiz aus, im übrigen sei der Verlauf der gleiche wie bei der alten Wund¬ behandlung. Noch 1872 fand A. W. Schultze auf seiner Reise außer in Edinburg nur in Liverpool und Manchester beiBicker- steth und Lynd die Antisepsis in Ausübung, die Londoner Chirurgen wußten wenig davon, und auf dem Kontinent wurde das Verfahren nirgends genau durchgeführt. Es ist daher nicht zu verwundern, daß Lister immer aufs neue in Journalartikeln und Vorträgen seine Lehren den 1) Es wurde mit vorderem Hautlappen amputiert, der Hautlappen mit nur wenigen Nähten lose angeheftet, der Stumpf ohne Verband oder mit einem in Chlorwasser getauchten Lappen lose bedeckt auf einem Kissen so gelagert, daß sein Ende den Rand des Kissens über¬ ragte, und das Sekret in ein darunter stehendes Becken frei abtropfte. Das Sekret blieb bei dieser offenen Behandlung viel länger serös, der Verlauf der Heilung war nicht selten fast reaktionslos, jeder quälende Wechsel des Verbandes fiel fort.