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Credit: Syphilis und Krebs / von Eduard Lang. Source: Wellcome Collection.
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![handelte sich um ein beginnendes Carcinom innerhalb eines syphilitischen Infiltrates. Der Patient, ein 38 Jahre alter Mann, war schon früher einmal wegen eines Leidens an der gleichen Stelle in meiner klinischen Behandlung gestanden. Damals — am 31. December ] 884 — war das Roth der rechten Unterlippenhälfte von einem das umgebende Niveau um wenige Millimeter überragenden pfenniggrossen Infiltrate, das eine rothe, eiulcerirte, eiternde Fläche dargeboten, besetzt gewesen. Von der äusseren Seite her hatte man Tendenz zur Uebernarbung bemerkt, welcher Stelle entsprechend das Lippenroth nur allmälig zum Infiltrate ange- stiegen war. Die oberflächliche Partie hatte sich fast weich, die Basis hingegen ziemlich hart angefühlt. Man hatte im Ganzen den Eindruck eines Ulcus elevatum erhalten bei einem — wie aus der Uebernarbung von einer Seite her zu schliessen war — schon seit längerer Zeit syphilitischen Individuum. Die fernere Untersuchung des grossgewachsenen, schön gebauten Mannes hatte am Rücken einige oberflächliche Narben und im Sulcus retroglandularis links eine Stelle erkennen lassen, die etwas dicker erschienen war und den Eindruck einer narbigen Veränderung gemacht hatte; Patient hatte übrigens jede ernste Genital- erkrankung geleugnet und nur zugegeben^ sich einmal eine Läsion am Gliede mit dem Saft von Euphorbia zugezogen zu haben. An der linken Hälfte der Unterlippe wollte er sieben Jahre vorher an einer ähnlichen Affection krank gewesen, jedoch oald und ohne Behandlung geheilt worden sein. Die Erkrankung, wegen welcher er in's Spital getreten war, hatte erst vor neun Wochen ihren Anfang genommen. Patient hatte bei uns inner- lich Jodkalium bekommen, das Ulcus war zuerst mit Emplastrum hydrargyri bedeckt und ab und zu mit ätherischer Sublimat- lösung oder mit Sublimatcollodium bepinselt worden, worauf sich zwar die Geschwürsfläche verkleinert und das Infiltrat ver- ringert hatte, aber nur in schleppender Weise. Die Geschwürs- basis war sodann recht energisch, ein- bis zweimal in der Woche, mit dem spitzen Lapisstifte touchirt und in der Zwischenzeit Emplastrum cinereum angewendet worden. Am 10. März 1585 war die Heilung vollendet gewesen. Im August desselben Jahres hatte sich Patient wegen einer Rhagade an der Unterlippe in meinem Ambulatorium vorgestellt, dieselbe heilte sehr bald unter Anwendung von grauem Pflaster. Am 19. Jänner 1886 kam er wieder auf die Klinik wegen eines seit vier Wochen bestehenden Recidivs. Die Unterkiefer- drüsen der rechten Seite waren nur wenig vergrössert. Am Roth der Unterlippe rechts bemerkte man ein bis an die](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22295422_0008.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)