Dreissig Jahre Aufbau in Palästina : Reden und Schriften / Artur Ruppin.

  • Arthur Ruppin
Date:
1937
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Credit: Dreissig Jahre Aufbau in Palästina : Reden und Schriften / Artur Ruppin. Source: Wellcome Collection.

    402/422 (page 400)
    Ruppins gütiges Verständnis für die Eigenarten seiner Neben¬ menschen, sein Eingehen auf ihre Wünsche war es, was ihm das persönliche Vertrauen der Menschen erschloß. Seine Zeit, seine Kraft empfand er als dem Werk gehörig. Er nahm sich wenig Zeit für seine persönlichen Angelegenheiten. Durch harte Schicksalsschläge, die ihn in Palästina trafen, ließ er sich nicht in seiner Arbeit hemmen. Die unparteiische Art und unbedingte Ergebenheit, mit der er seine Aufgabe bewältigte, ergänzt durch seine persönliche Herzensgüte und Hilfsbereitschaft waren es, die ihn zum Verkehr mit den Menschen in Palästina so geeig¬ net machten. Er war der einzige im Lande, zu dem alle Kreise und Parteien Zutrauen hatten. Zirkel, die sich als die »Honorationen« des Landes und außerdem dem Westjuden an jüdischer Kultur überlegen fühlten, fügten sich seinem Urteil. Arbeiter, die von vornherein auf jeden Bourgeois mit Mißtrauen blickten, legten ihr Schicksal in seine Hand, ja, die Arbeiter von Kinneret und Deganja sehen in ihm, obgleich er jede Parteizugehörigkeit ablehnte, einen der ihren — sie sind bis zum heutigen Tage die treuesten seiner Freunde geblieben. Er wußte immer zwischen den Parteien zu schlichten. Gerade weil es ihn nicht drängt, in die ganze Problematik, die in einem Menschen und besonders in einem Juden liegt, einzudringen, kann er jedem für die Ge¬ staltung seiner Existenz gesunde Ratschläge geben. Es scheint selbstverständlich, daß man ihn zum Vorsitzenden des kurz nach seiner Ankunft im Lande von ihm geschaffenen Friedensgerichtes wählte, das mit dem Bilusiedler Shertok, dem Vertreter der Chowewe Zion Dr. Chissin, Ruppins Freund und Mitarbeiter Dr. Thon sowie A. Berligne und Mordechai Ben Hillel Hacohen ein Richterkollegium bildete, dem sich alle frei¬ willig unterordneten. Er half allen, aber in die letzte Tiefe eines Menschen einzudrin¬ gen, reizte ihn nicht. Er freute sich an der Mannigfaltigkeit der Erscheinungen und begnügte sich mit dem Guten, auch da, wo es von Schlechtem begleitet ist — denn die Unzulänglichkeit der Welt wird ihm nicht zur Tragik. Er, der sich selbst des rechten