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Credit: Lehrbuch der pathologischen Anatomie / von F.V. Birch-Hirschfeld. Source: Wellcome Collection.
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![b. Vegetabilische Säuren. 1) Essigsäure. Die Essigsäure, welche nur in seltenen Fällen zu Vergiftungen Anlass gegeben hat, wirkt je nach dem Grade ihrer Conc'entratiou ähnlich wie die besprochenen Mineralsäureh. In tödtlich verlaufenden Fällen, nach Aufnahme des Giftes durch den Mund, wurden schwarze Flecken in der Umgebung des Mundes, grauweisse bis schwärzliche Färbung der betroffenen Schleimhautpartien, gallertige Erweichung der Magenschleimhaut, Infiltration und Extravasaten in den tieferen weisslich gefärbten Schichten, selten Perforation gefunden (Orfila, Birkett u. A.). Das Blut mit Essigsäure getödteter Thiere war stark geronnen und dunkel gefärbt (v. Haselt). Einen Fall von tödtlicher Essigsäure Vergiftung durch Injection von Liquor Villati in eine Wunde hat Heine (Virch. Aren. XLI) mitgetheilt, der Tod erfolgte hier sehr rasch unter Collapserscheinungen. 2) Oxalsäure .und oxalsaures Kali (Kleesalz). Die Oxalsäure, welche wohl von allen vegetabilischen Säuren das heftigste Gift ist und namentlich in England häufig zu Vergiftungen Anlass gegeben hat, wirkt einerseits in ähnlicher Weise wie die Mineral- säuren corrosiv, andererseits zeigt sie aber entschiedenen Einfluss auf das Nervensystem. In Folge der erstbezeichneten Wirkung findet man bei der Leichenuntersuchung mehr oder weniger ausgedehnte grau- weisse Erweichung oder bräunliche Verschorfung an der Mund- schleimhaut, dem Schlünde und der Speiseröhre. Im Magen findet sich dunkelbraune oft saure Flüssigkeit, zuweilen von gallert- artiger Consistenz (Taylor). Trat der Tod schnell ein, so erscheint die Magenschleimhaut breiig weich („als wenn sie einige Zeit im Wasser gekocht wäre, Taylor). Erfolgt der Tod nicht so rasch, so findet man theilweise Verschorfung der Magenschleimhaut und lebhafte Entzündung, welche sich auch auf das Duodenum fortsetzen kann (vergl. Hildebrand, Casper's Vierteljahrsch. 1853). In einzelnen Fällen wurde eine ähnliche schwärzliche Färbung der Magenwände wie bei Schwefelsäurevergiftung constatirt, selten wurde Perforation des Magens beobachtet (vergl. Taylor, Die Gifte II, S. 108). Wurden verdünnte Lösungen der Oxalsäurelösung angewandt, so können die Erscheinungen örtlicher Eeaction im Intestinaltractus völlig fehlen oder es besteht lediglich hyperämische Schwellung der Magenschleim- haut. Während die Symptome während des Lebens auf eine intensive] Beeinträchtigung des Nervensystems hinweisen (Tetanus, Convulsionen), sind charakteristische Leichenbefunde in dieser Richtung nicht anzu- führen; in einigen Fällen wurde Hirnhyperämie, Oedem der Pia und Vermehrung der Ventrikelflüssigkeit beobachtet. Auch Hyperämie der Lungen und Nieren wird angegeben. Das Blut zeigt keine charakteristische Veränderung. Das Kleesalz hat die gleiche Wirkung wie die freie Säure.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21925513_1288.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)