Zur Kenntniss der Mammarorgane der Monotremen / von Carl Gegenbaur.
- Gegenbaur, C. (Carl), 1826-1903.
- Date:
- 1886
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![IVülier begimil, als beim Menschen, und schneller und im grösseren Umfange vor sich geht, als bei diesem, und somit hier nur ein quantitativer und nicht ein quali- tativer Unterschied vorliege«. Wie man die zugestandene zeitliche Dilferenz sowie die gleichfalls zugestandene quantitative Dilferenz von vornherein als etwas so ganz untergeordnetes ansehen kann, ist höchst wunderbar. Noch auffallender ist, wie dem Verfasser entgehen konnte, dass das, was er als quantitativen Unterschied bezeichnet, ein eminent qualitativer ist. Beim Wiederkäuer erhebt sich sehr frühe die gesammte ))])rimare Anlage«, d. h. die Hautstelle, welche die Mammartaschen- anlage tragt; beim Menschen ist das correspondirende Stadium sehr frühe gegeben, als eine nur schwache Erhebung, aber charakterisirt durch die gleiche primäre An- lage. Das, was Rein vom Menschen mit jenem Stadium des Wiederkäuers ver- gleicht, ist der Zustand seiner fünften Periode, wie er selbst angiebt. Es ist das Stadium, in welchem sich auf dem Boden der grösstentheils verschw undenen primären Epitlielwucherung, welche die Anlage der Mammartasche darstellte, die Papille mit den mehrfachen Milchgängen zu erheben beginnt. Das ist ein Stadium, welches beim Wiederkäuer gar nicht zum Vorschein kommt. Es sind also toto coelo ver- schiedene Zustände mit einander in Vergleichung gebracht worden. Prüft man die bildlichen Darstellungen, so lindet man bald die einander wirklich homologen Stadien heraus, die Bein ja auch nicht sinnlich entgangen sind, wenn er sie auch anders beurtheilte. So entspricht auf Taf. XXIX Fig. :23 von einem menschlichen Embryo dem in Fig. 29 vom Embryo eines Bindes dargestellten Stadium. Beide Figuren zeigen die »primäre Epithelanlage« oder die Anlage der Mammartasche. Dass diese letztere beim Binde auf einer Erhebung der Cutis steht, ist etwas sehr umvesent- liches im Vergleiche zur Uebereinstiimmmg der iMammartaschenanlage selbst. Statt die in dem hauptsächlichsten Punkte üibereinstimmenden Stadien, welche auch zeit- lich einander correspondiren, in Vergleichung zu ziehen, vergleicht Bein mit jener iMammartaschenanlage jenes Stadium beim Menschen, in welchem gar nichts mehr von jenem einmal vorhanden gewesenem Zustande besteht. Aber weil sich da etwas erhebt, die Papille, wue sich ja auch bei den Wiederkäuern etwas erhoben hat, welches die Zitze vorstellt, sollen diese Dinge mit einander zu vergleichen sein. Dass das, was sich bei den Wiederkäuern erhebt, etw as amleres ist als beim Menschen, das fällt dem Verfasser gar nicht ein in kritischen Betracht zu ziehen, er fertigt diesen Umstand damit ab, dass er sagt; es liege nur »ein quantitativer Unterschied vor«. Hier bilde die Erhebung eine geringere, dort eine grössere Portion! Zu einer solchen Auffassung hätte er gar keiner Untersuchung bedurft; dass die eine wie die andere Bildung eine Erhebung vorsteile, das wusste man ja längst, und hat sie, indem man die Erhebung allein im Auge hatte, längst als gleiclnverthige Bil- dungen aufgefasst, freilich, wie ich gezeigt hatte, irrigerweise. Denn es ist doch](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22289422_0014.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)