Grundriss der menschlichen erblichkeitslehre und rassenhygiene / von prof. dr. Erwin Baur, prof. dr. Eugen Fischer und privatdozent dr. Fritz Lenz.
- Erwin Baur
- Date:
- 1923
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Credit: Grundriss der menschlichen erblichkeitslehre und rassenhygiene / von prof. dr. Erwin Baur, prof. dr. Eugen Fischer und privatdozent dr. Fritz Lenz. Source: Wellcome Collection.
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![54 Prof. Erwin Baur, Abriß der allgemeinen Erblichkeitslehre. feste Begründung. Ein Blick auf die Tabelle S. 53 zeigt, daß tatsächlich die für die Faktoren Y—M gefundene Koppe¬ lungszahl 0,344 ungefähr = 0,331-[-0,011 ist und daß auch sonst allgemein diese Folgerung annähernd erfüllt ist. Wir finden nur immer die Ausnahme, daß die für zwei Faktoren unmittel¬ bar gefundene Koppelungszahl (z. B. die für Y und R ge¬ fundene Zahl 0,4 2 6) immer etwas kleiner ist, als die für die gleichen Faktoren aus ihren Koppelungen mit dazwischeniliegen- den Faktoren errechnete Zahl (für Y und R ist, wie ein Blick auf die Fig. 12 zeigt, die errechnete Zahl 0,011-|-0,324-]-0,030 -[- 0,168=0,533). Daß die unmittelbar gefundene Koppelungs¬ zahl etwas kleiner ist als die errechnete Zahl, folgt aber schon aus der Theorie und zwar muß die Differenz zwi¬ schen der gefundenen und errechneten Zahl um so größer sein, je größer, absolut genommen, die Koppelungszahl ist, d. h. je weiter die beiden Faktoren im Chromosom auseinanderliegen. Das ist die Folge davon, daß, wenn in einem Chromosomenpaar ein doppelter Austausch von Stücken stattfindet — nach dem Schema von Fig. IIb —, daß dann die weit auseinander¬ liegenden Chromomeren wieder zusammen in das gleiche Chromosom zu liegen kommen. Man kann aus der Größe des Unterschiedes zwischen ge¬ fundener und errechneter Koppelungszahl nun auch natürlich umgekehrt einen Schluß ziehen auf die Häufigkeit, in der ein solcher Doppelaustausch bei der betreffenden Art stattfindet. Die Faktorenkoppelung ist nicht bloß, wie in den bisher besprochenen Fällen stets nur eine teilweise, sondern es gibt auch eine völlige Koppelung, d. h. zwei verschiedene Faktoren mendeln überhaupt nicht frei voneinander, sondern immer zu¬ sammen. Solche Fälle von absoluter Koppelung mehrerer Fak¬ toren (in der amerikanischen und englischen Literatur meist als „multiple allelomorphism bezeichnet) sind bei allen gründlich untersuchten Organismen gefunden worden. Sie rühren, abgesehen von den völligen Koppelungen mit dem Geschlechts¬ faktor (S. 55), sehr wahrscheinlich meist daher, daß die be¬ treffenden Faktoren auf mehreren Unterschieden im feineren Bau eines und desselben Chromomerenpaares beruhen. Die ganze Erscheinung der Faktorenkoppelung ist, wie](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b18026187_0065.JP2/full/800%2C/0/default.jpg)