Lehrbuch der Augenheilkunde / herausgegeben von Theodor Axenfeld.

Date:: 1912

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Credit: Lehrbuch der Augenheilkunde / herausgegeben von Theodor Axenfeld. Source: Wellcome Collection.

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Dasselbe verursacht zunächst heftiges Brennen, dann aber tritt unter gleich- zeitiger üdeniatöser Durchtriinkung der Konjunktiva, eventuell auch der Lider, Ruhe ein. Die Schmerzstillung dauert oft stundenlang, wirkt tiefer wie das Kokain (oft auch auf iridocyklitische, glaukomatöse Schmerzen). Es handelt sich aber hier um eine rein analgetische Wirkung; die Tastempfindung der Cornea wird nicht beeinflußt, so daß das Mittel zur Fremdkörperentfernung und für andere Eingriffe nicht verwendet werden kann. Wegen seiner hyperämisierenden und lymphtreibenden Wirkung hat das Dionin auch eine gewisse resorbierende und anregende Wirkung und wird vielfach auch bei infektiösen Entzündungen der Cornea und der Iris angewandt. Eine allmähliche schmerzlindernde Wirkung kommt auch dem 0 rt iiof onn zu, das in 10 /o Salbe verschrieben und besonders bei Hornhautgeschwüren gern verwandt wird (1,0: 10,0 Vasel. alb,). Doch ist der Preis ziemlich hoch. Auch Unischläs'c (Kompressen) und Kataplasiiien sind für viele Fälle ein ausgezcieliuctes schmerzlinderndes .Alittel, besonders bei Glankom, bei manchen Fällen von Iritis, von Verletzungs- oder Wund- infektion. Sie wirken auch verteilend nnd losend. Allerdini>s werden sie nicht von allen gleich gut vertragen. Bezüghch der Anwendung von Kälte und Wänne zu genannten Zwecken müssen wir nns vorhalten, daß Kälte die Hyperämie ver- mindert und dadurch subjektiv manclie Beschwerden, das Hitzegefühl usw. hiKh'rt; aucli kann man sich v(»rstellen. dal.i durch intensive Kälte- wirkung, z. H. fortgesetzte Eiskompressen bei lilenorrhoe u. a. für die Entwicklung mancher anspruchsvoller Keime, z. B. der Gonokokken, der Pnenmokokken eine weniger geeignete, kühlere Temperatur ge- schaffen wird. Andererseits wird die Wärme mit ihrer Hyperämie befördernden Wirknng die Abwehrfähigkeit des Körpers, des kranken Organs begünstigen und eventuell auch schmerzstillend wirken. Es ist unter diesen Umständen aber begreifhch, daß die einen Autoren mehr Kälte, die anderen mehr Wärme anwenden, und daß auch individuell die Wirkung verschieden ist. Man muß darauf achten und berücksichtigen, ob der Patient sich bei der verordneten Temperatur wohl fühlt. Auch ist zu verhüten, daß ein artifizielles Ekzem der Haut entsteht. Für Entzündungen an den Lidern und der Konjunktiva gilt Kälte für liessei-, für solche am Bulbus (Hornhautentzündungen, Iritis. Skleritis) Wärme. Doch wird dieses Schema nicht überall in gleicher Weise anerkannt. Bei den abszedierenden Lidentzündungen (Hordeolum, Lidabszesse bzw. Furunkeln) werden vielfach (mit Recht) lauwarme Kompressen oder warme Kata- plasnien vorgezogen, weil sie die Eröffnung und Entleerung beschleunigen. Das Gleiche gilt für phlegmonöse Eiterungen des Tränensackes. Bei den sezernierenden Katarrhen der Bindehaut ist wohl fast allgemein Kälte beliebt, weil Wärme die Sekretion zu steigern pflegt. Für progressive Hornhautentzündungen ziehen die meisten Augenärzte Wärme vor; manche greifen aber hier auch zum Eisbeutel. Die Erkrankungen der Uvea und Sklera werden von den meisten mit Wärme behandelt. Kälte wendet man an in Gestalt von kleinsten Eisbeuteln oder Eissäck- chen (kleine Stückchen in einem Säckeben wasserdichten Stoffes), oder als Eis- kompressen (in Borwasser getauchte Kompressen werden auf größere Eisstücke gelegt, dann auf das Auge gebracht und, sobald sie warm werderi, wieder erneuert). Wo nicht gerade Eiskälte beliebt wird, macht man die Umschläge in der gewöhn- lichen Temperatur des kalten Wassers. Solche Umschläge sind auch unmittelbar nach medikamentöser Ätzung der Bindehaut mit Argentum, Cuprum und anderen schmerzenden Mitteln sehr wohltuend.