Eineeiige Zwillinge und Doppelmissbildungen des Menschen im Lichte neuerer Forschungsergebnisse der Säugetierembryologie / von ... I. Sobotta.

  • Sobotta, I.
Date:
1914
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Credit: Eineeiige Zwillinge und Doppelmissbildungen des Menschen im Lichte neuerer Forschungsergebnisse der Säugetierembryologie / von ... I. Sobotta. Source: Wellcome Collection.

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    achtet zu haben. Ebensowenig habe ich je bei der^Maus mehr als einen Embryo in einer Eikammer gefunden, so daß auch komplete Verdoppe- lungen oder polyembryonische Vorgänge bei diesem Tier fehlen oder wenigstens zu den allergrößten Seltenheiten gehören dürften. Überhaupt scheinen Doppelmißbildungen bei Säugetieren wesentlich seltener zu sein als bei niederen Wirbeltieren; bei letzteren sind viele Arten von Doppelbildungen wie z. B. die Duplicitates anteriores etwas sehr ge- wöhnliches (Knochenfische, Amphibien). Bei manchen Haustieren aus der Gruppe der Wiederkäuer werden Doppelmißbildungen nicht selten beschrieben. Ob die nun bei sonst uniparen Haustieren gelegentlich auftretenden Zwillinge als eineiige aufzufassen sind, ist mir nicht bekannt. Vielleicht fehlen in dieser Hinsicht genügend exakte Beobachtungen noch. Einen Fall eines doppelten Embryonalschildes auf einer einheitlichen Keimblase des Schafes wurde vor einer Reihe von Jahren von Assheton* 2) beschrieben. Das Ergebnis der weiteren Entwicklung dieser Abnormität wäre sicher- lich ein eineiiges Zwillingspaar gewesen; die Keimblase zeigte eine typische Diembryonie. Es hat nach allem — oder besser gesagt dem wenigen, was bisher in dieser Angelegenheit bekannt ist, den Anschein, als ob die poly- oder diembryonale Entwicklung des Säugetiereies vorzugsweise bei solchen Formen vorkommt, die bei der Ovulation in der Regel nur ein einziges Ei entleeren, und daß auch Doppelbildungen bei diesen ungleich viel häufiger sind. Vielleicht ist die polyembryonale Entwicklungsform des Eies der Säugetiere eine primitivere Art der Multiparität, die viel- leicht als phylogenetisch älter anzusehen ist als die Form der Ver- mehrung durch die Befruchtung mehrerer gleichzeitig ovulierter Eier3). In diesem Punkte bewegen wir uns aber noch vollkommen auf dem Boden der Hypothese. Ich habe absichtlich meine jetzige Anschauung über die Ent- stehung eineiiger Zwillinge beim Menschen, wie ich sie auf Grund 0 Widakowich hat allerdings eine Doppelbildung bei der Ratte beschrieben, die er aus Verwachsung zweier Eier entstanden erklärt. 2) Assheton, R., An account of the blastodermic vesicle of the sheep of the sevent day with twin germinal areas. Journal of Anat. and Physiol., Vol. 35, N. S., Vol. 12, 1898. 3) In der Tat ist der Fall der Polyembryonie bei den Gürteltieren nicht ver- einzelt; der gleiche Vorgang d. h. Entstehung mehrerer Embryonen aus einem ein- zigen befruchteten Ei findet sich bei mehreren Eiern wirbelloser Tiere. 28*