Beiträge zur psychologischen Theorie der Geistesstörungen / von Otto Meyerhof.
- Meyerhof, Otto, 1884-1951
- Date:
- 1910
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Credit: Beiträge zur psychologischen Theorie der Geistesstörungen / von Otto Meyerhof. Source: Wellcome Collection.
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![277] brtichliche Geltung der mechanischen Gesetze zu einem dauern- den Besitztum des menschlichen Geistes erhoben wurde. Jetzt wissen wir — und wer es nicht lernt, dem wird es wenigstens gefühlsmäßig durch Schule und Tradition geläufig —, daß alles Geschehen von notwendigen Naturgesetzen abhängt, die durch kein „Wimder“, keine moralischen oder sonstigen geistigen Ein- wirkimgen zu suspendieren sind. Ehe man dies aber wußte, war dieser Aberglaube nur der Ausdruck des Kausalitätsbedürfnisses der Menschheit, also eine philosophische Weltansicht, wenn auch unvollkommen und mehr ge- ahnt als gewußt. Ohne Kenntnis jener notwendigen mechanischen Beziehungen suchte man den Grund der Veränderungen in Ana- logie zu den eigenen Willenshandlungen in den Entschlüssen un- sichtbarer Geister, auf die man dann durch Opfer, Gebet und Zauberformeln ebensogut einwirken zu können glaubte wie durch Geschenke und Bitten auf seine Mitmenschen. Des AechiMEDES Abc, fiol nov otö) xai mvrjOb) ttjv yr]v hallte als der erste Glockenklang einer neuen Zeit, aber für Jahrhunderte, fast Jahrtausende zu früh über eine unwissende Menschheit. Erst die Renaissance und der Humanismus knüpften hier wieder an, Leonardo da Vinci als erster durchdrang mit erstaunlicher Klarheit die Verhältnisse der Natur und die Verwirrungen, die Dummheit und Unkenntnis in ihrer Erklärung angestiftet hatten, und erst von hier an konnte ein Kampf gegen den Aberglauben beginnen.^ ‘ Vgl. Äußerungen des LEONARDO wie: „Unter die Dümmsten der mensch- lichen Diskurse sind jene zu rechnen, die sich über den Aberglauben der Nekro- mantie verbreiten, dieser Schwester der Chemie (Alchymie), Gebärerin einfacher und natürlicher Dinge ... Es kann keine Stimme sein, wo nicht Bewegung und Erschütterung der Luft ist; es kann keine Erschütterung der Luft sein, wo kein Instrument ist; es kann kein Instrument unkörperlich sein; wenn dem so ist, so](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28067319_0185.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)