Beiträge zur psychologischen Theorie der Geistesstörungen / von Otto Meyerhof.
- Meyerhof, Otto, 1884-1951
- Date:
- 1910
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Credit: Beiträge zur psychologischen Theorie der Geistesstörungen / von Otto Meyerhof. Source: Wellcome Collection.
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![283] noischen und paranoiden Wahn beschäftigen wollen. Daß leb- hafte Affekte Urteils Verfälschungen in ihrem Sinne ergeben, ist leicht verständlich, ebenso daß bei höherer Urteilsschwäche ein irgendwie konzipierter Irrtum nicht eingesehen und also nicht korrigiert werden wird. Auf beides wird später noch mit wenigen Worten zurückzukommen sein. Was unterscheidet aber den paranoiden^ Wahn vom Vorurteil? Schon im vorigen Abschnitt wurde erwähnt, daß die „ Urieils- starrheit“ den Wahn gegenüber den gesunden Irrtümern abgrenzt: denn die Urteilsstarrheit ist die Form, in der sich die Aufhebung der Willkür hei erhaltener Besonnenheit äußert. Somit ist die absolute Starrheit des Wahns gegenüber aller Beeinflussung durch Gegengründe ein notwendiges Kriterium desselben. Natürlich muß, wie schon gesagt, die Beeinflußbarkeit durch Gründe unter- schieden werden von der suggestiven Beeinflußbarkeit, oder erst recht von der Einsicht in die Krankhaftigkeit des Wahns nach seinem Verschwinden; dies letztere beides widerspricht nicht dem Umstand der Unüberzeugbarkeit des Wahngläubigen. SAND- BERG hat hierfür bei Besprechung des induzierten Wahns das treffende bon mot geprägt, daß eher ein Verrückter hundert Gesunde als hundert Gesunde einen Verrückten überzeugen können.’* * Jedoch ist diese „Starrheit“ des Urteils nicht nur ein not- wendiges, sondern auch ein hinreichendes Kriterium des Wahns. * Im folgenden brauchen wir den Ausdruck „paranoid“ für alle besonnenen, nicht schwachsinnigen Wahnbildungen (inkl. den echt paranoischen). * MüBATORI (Über die Einbildungskraft des Menschen, Kap. 8) berichtet: Der gelehrte Jesuit SOAMBARi hatte sich in den Kopf gesetzt, Kardinal zu sein, und hörte sich gern Eminenz nennen. Sein Pater Provinzial suchte ihm dies auszureden, Sgambari aber antwortete: „Entweder halten Sie mich für einen Narren oder nicht. Im letzten Fall begehen Sie an mir ein großes Unrecht,](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28067319_0191.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)