Beiträge zur psychologischen Theorie der Geistesstörungen / von Otto Meyerhof.
- Meyerhof, Otto, 1884-1951
- Date:
- 1910
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Credit: Beiträge zur psychologischen Theorie der Geistesstörungen / von Otto Meyerhof. Source: Wellcome Collection.
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![315] Prädikat stehenden Begriffes gesetzt. Denn die „Rose“ und die rote Farbe sind doch nicht identisch! Eine zeitliche Folge von Vorstellungen kann natürlich im synthetischen Urteil gedacht werden, außerdem aber noch viele andere Zusammenhänge; die Möglichkeiten werden durch die „logischen Urteilsformen“ ge- geben und durch die metaphysischen Verhältnisformen (Kate- gorien), die in ersteren ausgedrückt werden.^ Insbesondere aber die Verknüpfung durch Kausalität wird nie durch die zeitliche Folge der Vorstellungen erschöpft. Hier gilt wieder das oben Gresagte: die Erwartung auf Grund eines beobachteten zeitlichen Zusammenhangs setzt bereits die Annahme solcher Verknüpfung voraus. Nicht dadm’ch allein, daß ich mich erinnere, B folgte auf A, sondern dadurch, daß ich die Verknüpfung von A und B voraussetze, kann ich beim Eintreten von A das Eintreten von B erwarten. Eine „Erwartungsassoziation“ ist ein Unding. 3. Dies führt uns aber auf den eigentlichen Grund aller Mißverständnisse. Weit über den Rahmen des von uns defi- nierten Begriffs der „Assoziation“, der prinzipiell auch von der Assoziationspsychologie anerkannt ist, wird der Ausdruck „Asso- ziation“ von dieser füi* jedes beliebige Verhältnis benützt. Neben der „Erwartungsassoziation“ gibt es bei Feied- MANN „logische“ Assoziationen (eine contradictio in adjecto, wenn es nur Assoziationen nach Ähnlichkeit und Berührung der Vorstellungen geben soll);^ ferner „unbewiesene Ideen- ‘ Vgl. Apblt, Metaphysik, § 24 ff. (1857). Wenn man die Tatsache, daß Vorstellungen, die in grammatischen und logischen Beziehungen stehen und infolge dieser Beziehungen häufig gleichzeitig (in Erkenntnisakten) ins Bewußtsein kommen, besonders bezeichnen und mit dem Ausdruck „logische Assoziation“ belegen will, so ist dagegen nichts einzuwenden. Dann handelt es sich aber um gewöhnliche Berührungsassoziationen, bei denen zufällig als Grund des häufigen Beisammenseins im Bewußtsein eine logische](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28067319_0223.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)