Grundlagen der pharmaceutischen Waarenkunde : Einleitung in das Studium der Pharmacognosie / [Friedrich A. Flückiger].

  • Flückiger, Friedrich A. (Friedrich August), 1828-1894
Date:
1873
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Credit: Grundlagen der pharmaceutischen Waarenkunde : Einleitung in das Studium der Pharmacognosie / [Friedrich A. Flückiger]. Source: Wellcome Collection.

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    Was aber ist Arzneistoff? Darüber eine Definition beibringen zu wollen, ist nutzlos; denn dieser Begriff ist ja in stetem Wechsel begriffen, nicht nur von Alters her im Laufe der Zeiten, im Flusse der wachsenden Erkenntniss, sondern auch von Land zu Land, ja von einer medicinischen Schule zur andern, von einer Pharmacopöe zur andern. Es gilt hier, gleichsam einen vermittelnden Standpunct einzunehmen, die bedeutungs- vollen Stoffe alle herauszugreifen, welche innerhalb unseres Gesichtskreises wirklich gebraucht werden. Was bereits der Vergessenheit anheimge- fallen ist oder doch nur noch sehr selten und namentlich nicht mehr von Seiten der wissenschaftlichen Medicin gebraucht wird, verdient auch unsere Aufmerksamkeit weniger als neue voraussichtlich zukunftsreiche Drogen. Doch ist hierbei vom pharmaceutischen Standpunkte aus immer- hin zu beachten, dass sich an manche Stoffe noch ein erhebliches Interesse knüpfen kann, wenn sie auch direct weniger mehr medicinische Verwendung finden. Ueber Nux vomica, Flores Cinae, Radix Belladonnae wird beispielsweise ein wissenschaftlicher Pharmaceut befriedigend unter- richtet sein wollen, selbst wenn diese Rohstoffe noch weit mehr aus dem arzneilichen Gebrauche verbannt sein werden, als es jetzt schon der Fall ist. Je wichtiger Strychnin, Santonin, Atropin in medicinischer oder in forensischer Hinsicht werden, desto weniger darf auch dieKenntniss ihrer Abstammung vernachlässigt werden. Weder Pfeffer, noch Piperin oder Piperidin spielen in der heutigen Medicin eine Rolle, wohl aber bildete ersterer während Jahrhunderten das wichtigste aller Gewürze und be- hauptet heute noch als Geuussmittel eine hervorragende Stelle im Welt- handel. Die Pharmacognosie würde ihre Aufgabe nicht allseitig erfüllen, wollte sie solchen Umständen nicht Rechnung tragen. Aehnliches Hesse sich auch von Cacao, Thee, Caffee, Coca, Mate, erwägen. Wichtige Arzneistoffe werden oft schärfer beleuchtet, wenn man sie mit andern an sich unbedeutenden vergleicht und auch hierin liegt eine Aufforderung und Rechtfertigung für die Pharmacognosie, ihr Gebiet bis- weilen in anscheinend nicht consequenter Weise auszudehnen. So bieten die sogenannten falschen Chinarinden gegenwärtig nur untergeordnetes Inter- esse dar, aber die Betrachtung ihres Baues eignet sich trefflich zur Nach- weisung der abweichenden Eigenthiimlichkeit derjenigen Rinden, welche vorzugsweise das Chinin und die verwandten Alkaloide liefern. In solcherWeise gibt es der Rücksichten genug, welche den Umfang