Fehldiagnosen bei Carcinom : ein Beitrag zur Statistik der nicht diagnostizierten Krebse / von Ernst Rittershaus.

  • Rittershaus, Ernst, 1881-
Date:
1904
Catalogue details

Licence: In copyright

Credit: Fehldiagnosen bei Carcinom : ein Beitrag zur Statistik der nicht diagnostizierten Krebse / von Ernst Rittershaus. Source: Wellcome Collection.

    22/48 (page 22)
    war liier deutlich Fluktuation zu fühlen. Es bestand fortwährend Fieber in der Höhe von durchschnittlich 38,5° bis 39°; auch 39,8° wurde gemessen, jedoch nicht höher1). Ausserdem war rechtsseitige Pleuritis vorhanden mit massigem Exsudate. Im Harn war nichts Abnormes nachzuweisen. Verschiedene Probepunktionen in jene fluk¬ tuierende Hegend hatten keinen positiven Eilolg. Man fand Blut mit vielen kleinen weissen Flöckchen durch¬ setzt, die von zäh-schleimiger Konsistenz waren und unter dem Mikroskop keine deutliche Struktur zeigten, sondern aus Detritus bestanden. Trotz dieses negativen Ergebnisses der Probe¬ punktion glaubte der Kliniker, hauptsächlich gestützt auf die Fluktuation, die Diagnose Hepatitis suppurativa stellen zu dürfen. Bei der Sektion fand sich folgender merkwürdiger Befund: Die Leber war ausserordentlich gross, mit zahlreichen Knoten durchsetzt, die zum Teil fluk¬ tuierten. Beim Durchschneiden fand sich abei, dass es sich um hochgradig erweichte Krebsknoten handelte. Der grösste derartige Herd lag in der Gegend der linea alba; es war dies die Stelle, die in vivo als erweicht zu fühlen war. Die Anordnung der Knoten war ganz wie bei Metastasen, jedoch war, wie in dem Sektionsprotokoll ausdrücklich hervorgehoben winde, im ganzen Körper kein primärer Herd aufzufinden! — Diesen Fall hatte damals Burger2) publiziert, er 1) Dass sich bei malignen Neubildungen Fieber finden kann, hat Sclnvartz nachgewiesen: „Über Fieber bei malignen Neoplasmen“. Inaugural-Dissertation, Bonn 1902. 2) Burger, „Ein Fall von einem malignen multiplen Leberadenom“. Inaugural-Dissertation, Bonn 1894.