Ueber die klinische Bedeutung der Keratitis xerotica / von N. Feuer.

  • Feuer, N.
Date:
1877
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Ueber die klinische Bedeutung der Keratitis xerotica / von N. Feuer. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by UCL Library Services. The original may be consulted at UCL (University College London)

    15/20 (page 15)
    Lidern nickt häufig genug bestrichen wird. So mnss wohl auch der bei soporÖsen oder sehr Ii erabgekommenen Kranken vorkommenden Keratitis, die man ja ebenfalls zur neuroparalytischen zählt, eine Xerose zu Grunde liegen, wenn auch vielleicht der weitere Verlauf der Hornhautaffektion von der schlechten Allgemeinernährung ebenso oder (wegen der eigentümlichen Ernährungsweise der Cornea) allenfalls noch nachtheiliger beeinfiusst wird, als jede andere Wunde am Körper, Wie bereits oben angedeutet wurde, treten diese „marantischen Keratitiden meist in Form einer im unteren Theile der Cornea horizontal streichenden, flachen Sichel auf, entsprechend der unvollkommen geschlossenen Lidspalte. Die Raschheit, mit der das Infiltrat entsteht, zerfällt und in die Tiefe dringt, macht es schon a priori sehr unwahrscheinlich, dass der an dieser Stelle sich an- sammelnde Staub die Ursache dieser Affektion sei. Uebrigens wird gerade diese Keratitis nicht nur der genauen klinischen Beobachtung von den ersten Anfängen an, sondern auch der mikroskopischen Untersuchung leicht zugänglich sein. Ich habe in den letzten Monaten bereits Gelegenheit gehabt, zwei Fälle dieser Keratitisform mikroskopisch zu studiren, und habe auch oben bei der Besprechung der My- cosistheorie auf dieselben hingewiesen. Den einen Bulbus verdanke ich der Freundlichkeit des Kollegen E. Fuchs, klinischen Assistenten des Prof. v. A r 11, der mir denselben mit folgenden Daten übermittelte: Kath. Binder wurde am 3. September 1876 auf die Klinik des Prof. Bamberger aufgenommen und starb da- selbst an Karzinom der Gallenblase. Im Wachen und Schlafen lag Pat. mit halboffenen Augen da; die Cornea war in den letzten 5—6 Tagen in ihrer unteren Hälfte mit eingetrocknetem Schleim bedeckt und am Kadaver zeigte sich hier nach Ent- fernung der Kruste eine leichte graue Trübung mit hori- zontaler Grenze nach oben. Nachdem der Bulbus mehrere Wochen lang in Müller^ scher Flüssigkeit gelegen war, nahm ich die Untersuchung der Cornea vor, indem ich vertikale Querschnitte anfertigte. Dieselben zeigten nahe dem unteren Limbus ein klumpen- förmiges Infiltrat, das von der Oberfläche aus ein Drittheil der Cornea durchsetzte und hier in der Tiefe in immer zu- nehmender Verjüngung, also in Form eines Strahles, gegen das Zentrum hin sich fortsetzte, so dass das Ganze die Form eines umgekehrten, gekrümmten Kommas hatte. Der klumpenförmige Hauptstock des Infiltrates reichte an einigen, offenbar zentralen Schnitten bis an die Oberfläche, oder zeigte hier sogar schon einen Defekt; an anderen, wahr-